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Jogi in tristem Schwarz.

Foto: APA/EPA/Gebert

Aus Kreisen modeaffiner Mannsbild-Kategorisiererinnen ist uns zur Kenntnis gebracht worden, dass dem Jogi Löw seine Hemden - na geh! 2010, ja, da waren sie weiß und streng tailliert. Vier Jahre später sind es nur noch Hemden wie du und ich. Damals, in Südafrika also ah, oh, uh. Jetzt bloß noch: Äh? Öh! Üh!

Diese Sicht aufs Hemd gleicht frappant jener aufs Spiel. Ganz Deutschland schimpft ja auf seine Mannschaft. Warum und in welchem Ausmaß, lässt sich in epischer Breite im dieswöchigen "Spiegel" nachlesen, der dem Gelassenheitszelebranten gleich seine Titelseite widmet. Könnt' ja ganz gut sein, dass dann am Ende der "Spiegel"-Erscheinungsperiode (zuweilen auch Woche genannt) dieser komische Breisgauer als Weltmeister anlandet in Hamburg. "Der fremde Deutsche" - so der Titel - sei zwar "der konstanteste, modernste und ansehnlichste Bundestrainer der Geschichte". Aber andererseits eben: Äh? Öh! Üh! Weil ich bitt' dich: Lahm! Klose! Penibel, wie der "Spiegel" halt ist, zählt er all die Löw-raus-Argumente auf, die er im Kollegenkreis so vernommen hat: "Er trägt die Uhr auf der falschen Seite. Er hat die Haare gefärbt. Der Pullover mit dem V-Ausschnitt." Und, und, und.

Und: Als er sich im Regen zu Recife die Haare trocknete, sah er aus, "als wäre er in einem Werbespot für einen neuen deutschen Herrenduft geraten". Da träumt das neidige Mannsbild versonnen (und verbittert) von der Tante Käthe: "Bei Rudi Völler waren die Haare weg, wenn es anfing zu regnen." Bei Löw kommen sie quasi dann erst zur Geltung. Er ist, man muss es wohl so sagen, zu schön, um wahr zu sein. Für Gegenmaßnahmen ist es wahrscheinlich zu spät. Jogi ist ja auch zu erfolgreich, steht schon im Halbfinale. Sie könnten ihn nur noch zum Finanzminister machen. Zum österreichischen. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 8.7.2014)