• Deutschland

Manuel Neuer: Sein Wahnsinnsreflex gegen Benzema in letzter Minute sicherte das deutsche Weiterkommen. Als Libero diesmal weniger gefordert, fußballerisch aber gewohnt stark. Mit nur zwei minimalen Abweichungen von einer überirdischen Vorstellung (Rauslaufen gegen Griezmann, schlechter Pass auf Boateng).

Philip Lahm: Spielte nun doch rechts hinten. Fand dort im Rücken von Griezmann den Raum für regelmäßige Vorstöße. Trug diese in altbekannter Qualität vor: ballsicher und mit klugem Blick für den Mitspieler. Litt mit hochrotem Kopf unter der Hitze, durfte im zweiten Durchgang aber auf der Schattenseite des Spielfelds agieren.

Jérôme Boateng: Ist viel schneller und beweglicher als Mertesacker, besitzt aber nicht ganz dessen überragendes Stellungs- und Kopfballspiel. Zeigte gegen Frankreich eine starke Leistung, sowohl was die defensive Pflicht als auch was die spielerische Kür betrifft.

Mats Hummels: War der Spieler des Spiels: Seine Rückkehr nach überstandenem Infekt brachte Stabilität, aber auch mehr Beweglichkeit in die gegen Algerien arg hüftsteife Viererkette der Deutschen. Von seiner Schnelligkeit profitierten auch seine Nebenleute. Entschärft mit gutem Stellungsspiel einige brenzlige Situationen und war immer aufmerksam in der Causa Benzema. Krönte diese überragende Leistung mit seinem zweiten Kopfballtreffer bei dieser WM.

Benedikt Höwedes: Verblieb durchaus überraschend in der Startelf. Defensiv ohne Fehler, offensiv weiterhin nur bei Standards gefährlich, mit Ball ein Schwachpunkt.

Sami Khedira: Zeigte zunächst ein beeindruckendes Laufpensum und pendelte wie in alten Tagen zwischen den Strafräumen. Der Ertrag seiner Aktionen blieb aber meist dürftig. Lief in den französischen Druckphasen der zweiten Hälfte meist hinterher und fiel deutlich ab.

Bastian Schweinsteiger: Agierte als umsichtiger Passgeber vor der Abwehr und ordnete in der zweiten Hälfte die deutsche Abwehrschlacht. Dennoch wurde zeitweise ersichtlich, weshalb Löw bisher auf einen dritten defensiven Mittelfeldspieler setzte.

Thomas Müller: Drang gerade zu Beginn gefährlich von rechts in die Mitte und spielte ein paar gute Hereingaben. Im weiteren Spielverlauf störte Evra erfolgreich seine Kreise. In den Schlussminuten lockerte sich diese Umklammerung. Ging dann als Sturmspitze wichtige Wege und brachte seinem Team so die dringend benötigte Entlastung.

Toni Kroos: Agierte im neuem System etwas mehr hinter der Spitze, verdichtete aber bei gegnerischem Ballbesitz das Zentrum und sorgte so dafür, dass Frankreich dort zumindest in der ersten Hälfte nicht die Oberhand gewann. Seine Freistoßvorlage war bereits sein dritter Assist in diesem Turnier.

Mesut Özil: Spielte eine respektable Partie. Sein Defensivverhalten hat sich im Turnierverlauf verbessert. Sorgte periodisch immer wieder für Gefahr im letzten Drittel, die finalen Zuspiele kamen aber meist nicht an. Bleibt damit aber weiter unter den hohen Erwartungen.

Miroslav Klose: Versuchte gegen Debuchy erfolglos einen Elfmeterpfiff zu provozieren, blieb ansonsten in der ersten Hälfte recht unauffällig und war manchmal gut im Halten und Ablegen des Balles. In der zweiten Hälfte besser ins Spiel eingebunden und verbessert, aber oft zu ungenau. Klarer Verlierer im Duell mit Sakho.

André Schürrle (69. für Klose): Brachte Gefahr ins deutsche Angriffsspiel, war im Abschluss aber schwach. Hatte in der 83. das Siegtor auf dem Fuß – allerdings auf dem falschen, nämlich dem linken. Defensiv arbeitete er gut mit.

Mario Götze (83. für Özil): Nicht zu bewerten.

Christoph Kramer (90.+2 für Kroos): Nicht zu bewerten.

  • Frankreich

Hugo Lloris: War beim Gegentreffer ohne Chance, ansonsten auf der Linie immer zur Stelle. Zeigte aber Unsicherheiten in der Strafraumbeherrschung und Schwächen am Ball.

Mathieu Debuchy: In der Offensive zunächst nicht so auffällig wie sein Konterpart Evra. Schaltete sich dann aber zusehends mit Erfolg nach vorne ein. Beeindruckender Aktionsradius.

Raphaël Varane: Verlor das entscheidende Kopfballduell gegen Hummels und scheiterte selbst an Neuer. In seiner Kerndisziplin ansonsten konzentriert und zweikampfstark. Sorgte so mit seinem Nebenmann Sakho dafür, dass Deutschland in der ersten Hälfte aus dem Spiel heraus keine Torchance hatte.

Mamadou Sakho: Brachte seine Körperlichkeit gut ein und hatte Klose vor allem in der Luft vollkommen im Griff. Leistete sich im zweiten Durchgang aber einen kapitalen Fehlpass mit anschließendem Gurkerlschuss durch Müller. Musste danach verletzungsbedingt raus.

Patrice Evra: Eine auffällige Partie des Altstars: Belebte über seine linke Seite das französische Spiel und zeigte auch defensiv – vor allem gegen Müller – eine gute Vorstellung.

Yohan Cabaye: Bemühte sich durchaus erfolgreich um Spielkultur, leitete zahlreiche französische Angriffe ein und schaltete sich ebenso gefährlich in die Offensive ein. In der zweiten Hälfte war die französische Zentrale mit Pogba, Matuidi und ihm der deutschen zeitweise überlegen.

Paul Pogba: War defensiv ohne Fehl und Tadel, deutete offensiv seine Fähigkeiten am Ball an. Mehrere elegante Vorstöße blieben jedoch ohne Ertrag. Legte ansonsten im zentralen Mittelfeld eine erstaunliche Reife an den Tag, was Entscheidungen anging.

Blaise Matuidi: Zeigte in der ersten Hälfte erst gegen Ende seine gefährlichen Vorstöße in die Spitze. Rieb sich ansonsten in Mittelfeldzweikämpfen auf. Drehte nach Wiederanpfiff auf und  verlieh der französischen Offensive Wucht und Körperlichkeit.

Mathieu Valbuena: Die Gefahrenquelle im französischen Spiel: Zog gefährlich von außen in die Mitte und war im Angriff überall zu finden. Brachte gute Hereingaben, aus dem Spiel und bei ruhenden Bällen. War am Ball quirlig und nicht nur in dieser Hinsicht sehr leicht auf den Beinen.

Karim Benzema: Es hätte sein Spiel werden können: Bewegte sich gut in der Spitze und wich geschickt aus, wenn Griezmann und Valbuena in die Mitte stießen. Erarbeite sich so zahlreiche Torchancen, obwohl er mit Abstand die wenigsten Ballkontakte bei den Franzosen hatte. Seine Schüsse wurden jedoch mehrmals vom überragenden Hummels geblockt, bei seiner finalen Großchance war Neuer zur Stelle.

Antoine Griezmann: Eine gute Partie des pfeilschnellen Flügelspielers. Sprintete immer wieder gefährlich hinter die deutsche Abwehr und sorgte regelmäßig für Gefahr. War insgesamt nicht ganz so stark wie Valbuena, im Abschluss aber ähnlich glücklos. Vergoss nach Abpfiff bittere Tränen ob des Ausscheidens.

Laurent Koscielny (72. für Sakho): Ersetzte den verletzten Sakho.

Loïc Rémy (73. für Cabaye): Hatte über rechts noch einige gute Aktionen, brachte aber nicht mehr die Wende. (Jörn Wenge, derSandard.at, 04.07.2014)