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In Rumänien droht Erste-Bank-Chef Andreas Treichl eine Komplettabschreibung des Firmenwerts in Höhe von 800 Millionen Euro.

Foto: reuters/LEONHARD FOEGER

Wien - Die Erste Group hat ihre Anleger am Donnerstagabend mit einer Hiobsbotschaft überrascht: Für das laufende Jahr erwarte man wegen Problemen in Ungarn und Rumänien einen Nettoverlust zwischen 1,4 und 1,6 Milliarden Euro.

Die Erste-Aktie verlor am Freitag mehr als 16 Prozent - der größte Tagesverlust seit zweieinhalb Jahren. Grund für den angekündigten Verlust seien höhere Vorsorgen für faule Kredite, teilte die Erste am Donnerstagabend mit. Diese würden im laufenden Jahr bei 2,4 Milliarden statt der angekündigten 1,7 Milliarden Euro liegen.

Kein Rückzug

Erste-Group-Chef Andreas Treichl sieht für einen Rückzug von der Unternehmensspitze aber keinen Anlass, wie er im Ö1-"Mittagsjournal" am Freitag erklärte. Er rechne mit "guten Jahren" ab 2015.

Die Frage, ob er aufgrund der Entwicklung noch der richtige Mann an der Spitze sei, beantwortete Treichl im ORF-Radio so: Angesichts der Geschichte der Erste Group in den vergangenen zehn Jahren gehe er davon aus, dass der Aufsichtsrat diese Frage mit Ja beantworten werde. "Was wir jetzt gemacht haben, muss man sich auch leisten können. Und das können wir, weil wir nach all diesen Aktionen weiterhin eine der kapitalstärksten Banken in Zentraleuropa sein werden und damit die Probleme der Finanzkrise hinter uns gelassen haben." Außerdem mache er den Job gerne und freue sich auf gute Jahre nach 2015, in deren Genuss er gerne noch kommen würde.

Strittige Fremdwährungskredite

Die Bank erwartet in Ungarn Einbußen durch die von der Regierung angestrebten Änderungen bei Fremdwährungskrediten. Diese könnten schon am Freitag im ungarischen Parlament beschlossen werden. Hintergrund des Gesetzes ist ein Urteil des ungarischen Höchstgerichts vom Juni, wonach die Banken bei der Rückzahlung von Fremdwährungskrediten rechtswidrig Umrechnungskurse angewandt haben, die für die Kreditnehmer ungünstig waren.

Auch von den Banken einseitig vorgenommene Änderungen bei Vertragsklauseln seien unrechtmäßig erfolgt, urteilten die Höchstrichter.

Zu Unrecht kassiertes Geld zurückzahlen

Das geplante Gesetz sieht vor, die von den Banken verwendeten Wechselkurse durch den von der Ungarischen Nationalbank täglich festgelegten Wechselkurs zu ersetzen. Das zu Unrecht kassierte Geld sollen die Banken zurückzahlen.

Nicht die erste Abschreibung

Seit Ausbruch der Krise musste Treichl schon mehrmals einen Kehraus in der Bank vornehmen. Die Bilanz 2008 wurde durch Abschreibungen in Serbien, Rumänien und der Ukraine belastet. 2011 schlitterte die Bank nach Wertberichtigungen von Derivaten, Krediten und Firmenwerten in die roten Zahlen.

Im Vorjahr musste die in Rumänien teuer erstandene Tochter BCR neuerlich wertberichtigt werden, es ging sich allerdings noch ein kleiner Gewinn aus. Nun wird auch der verbliebene Firmenwert von 800 Millionen Euro aus den Büchern gestrichen.

Stress mit den Tests

Dass es immer noch Potenzial nach unten gab, lag auch an den laufenden Stresstests der Europäischen Zentralbank, genauer gesagt: dem als Asset Quality Review (AQR) bekannten Bilanzcheck, bei dem nicht nur negative Szenarien bei Konjunktur und an Finanzmärkten simuliert werden, sondern die Qualität der Kredite und anderen Vermögenswerte unter die Lupe genommen werden.

Die rumänische Notenbank habe die Bemühungen verstärkt, vor dem Bilanzcheck den Bestand notleidender Kredite beschleunigt abzubauen, teilte dazu die Erste Group mit. Allerdings hätten auch Angebotspreise zum Verkauf der faulen Kredite gezeigt, dass die derzeitige Bewertung nicht zu halten sei.

Keine Dividende

Treichl hofft nun, dass die Bank Stresstest und AQR "gut abschließen" wird. "Durch diese Maßnahmen haben wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, damit die Jahre ab 2015 nicht durch außerordentliche Effekte belastet werden." Vielmehr rechnet Treichl ab kommendem Jahr mit "stabilem und steigendem Reingewinn".

Die einzige positive Nachricht von Treichl: Das Institut benötigt seinen Angaben zufolge kein frisches Kapital. Die Aktionäre werden allerdings für 2014 auch keine Dividende sehen. (Reuters, APA, red, 3.7.2014)