Ein Team von Ärzte ohne Grenzen in einem Spital in Guinea. Das medizinische Personal, das in Kontakt mit den Patienten ist, muss Schutzbekleidung tragen.

Foto: Sylvain Cherkaoui/Cosmos

Accra/Wien - Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist außer Kontrolle. Seit Februar tötete das Virus mehr als 500 Menschen in der Region. Ärzte ohne Grenzen verkündeten bereits vergangene Woche, dass sie nicht mehr allen Menschen helfen könnten. Ein Experte fordert in der Nachrichtenagentur Reuters den Einsatz von "experimentellen Medikamenten" - und in Ghana berieten am Mittwoch und Donnerstag elf westafrikanische Gesundheitsminister über Strategien, wie man das gefährliche Virus eindämmen könnte.

Betroffene an einem Tisch

Das Krisentreffen wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einberufen. Neben den Ministern nahmen auch Ebola-Überlebende, Mitglieder von Hilfsorganisationen, Fluglinien und Minenunternehmen am Tisch Platz.

Der Vize-Generaldirektor der WHO, Keiji Fukuda, stellte im Gespräch mit AFP fest, dass die Situation noch unter Kontrolle gebracht werden könne. Es handle sich um keine einmalige Situation. Fukuda räumte aber auch ein, dass es sich um die bislang komplizierteste Epidemie handle, da sich das Virus sowohl am Land als auch in der Stadt ausbreite.

Fehlende Ressourcen

Westafrika habe nicht die Ressourcen, um der Epidemie Herr zu werden, sagten die Minister bereits nach dem ersten Tag des Treffens. Sie fordern vor allem finanzielle Unterstützung, um Medikamente zu kaufen und medizinisches Personal zu bezahlen, das Verdachtsfälle und infizierte Personen ausfindig macht, Patienten isoliert und behandelt.

Diese Forderung unterstützt auch Reinhard Dörflinger, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Österreich: "Die medizinische Hilfe muss deutlich aufgestockt werden. Es müssen mehr Ebola-Kliniken eingerichtet werden." In einem ersten Schritt sollte laut Dörflinger die Epidemie von den zuständigen Behörden als solche erkannt und der Bevölkerung entsprechend kommuniziert werden.

Verdrängung, Angst, Panik

Laut Bernice Dahn, stellvertretende Gesundheitsministerin von Liberia, sind Verdrängung, Angst und Panik der Menschen die größte Herausforderung in ihrem Land. Viele hätten Angst, würden aber nicht glauben, dass die Krankheit tatsächlich existiert. Deshalb würden die Angehörigen auch ihre infizierten Verwandten verstecken und selbst begraben, was die Ansteckungsgefahr weiter erhöhe. Die Behörden versuchen die Menschen zu informieren und ihnen klarzumachen, dass die verstorbenen Kranken von medizinischem Personal in Schutzanzügen begraben werden müssen.

Die Unkenntnis der Bevölkerung über die Krankheit führt unter anderem auch dazu, dass internationale Helfer angegriffen werden, weil Gerüchte kursieren, dass sie das Virus eingeschleppt hätten. Das Rote Kreuz schließt nun nach Attacken zwischenzeitlich eine Klinik in Guinea.

Die aktuelle Ebola-Epidemie forderte die meisten Todesopfer seit Entdeckung des Virus im Jahr 1976. Lange galt die damalige Epidemie im Kongo als die tödlichste - es starben 280 Menschen. Das Virus verursacht Fieber, Erbrechen und Durchfall und verläuft in 90 Prozent der Fälle tödlich. Es gibt noch keine Medikamente. (Bianca Blei, DER STANDARD, 4.7.2014)