Reggio Calabria/Washington - In der Nacht zum Donnerstag ist die letzte Phase der Zerstörung der syrischen Chemiewaffen eingeläutet worden: Mehrere hundert Tonnen Giftgas wurden in der süditalienischen Hafenstadt Gioia Tauro auf das US-Spezialschiff "MV Cape Ray" verladen, das daraufhin die Reise aufs offene Mittelmeer antrat, wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte.
Dort sollen die Chemikalien nun in internationalen Gewässern unschädlich gemacht werden. Zuletzt wurden laut Pentagon in Gioia Tauro hunderte Tonnen Senfgas und Vorläuferprodukte des Nervengases Sarin von dem dänischen Frachter "Ark Futura" auf die "Cape Ray" verladen. Die "Ark Futura" hatte den syrischen Mittelmeerhafen Latakia am 23. Juni verlassen, um die Restbestände der chemischen Kampfstoffe außer Landes zu bringen.
Monatelange Entsorgung
Die letzte Ladung entsprach nach Angaben der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) etwa acht Prozent der deklarierten Bestände. Die übrigen 92 Prozent der Chemiewaffen aus Syrien waren bereits in den vergangenen Monaten verschifft worden. Die Vernichtung soll nun zwei bis drei Monate dauern.
Auf ihrer letzten Fahrt von Syrien nach Italien war die "Ark Futura" von einem Kriegsschiff der italienischen Marine begleitet worden, ein Militärhubschrauber überwachte den Luftraum. Der Hafen war während der mehrstündigen Verladung an Bord der "Cape Ray" weiträumig abgesperrt, die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) überwachte den Ablauf.
Die Vernichtung soll im sogenannten Hydrolyseverfahren unter Einsatz von Wasser und diversen Chemikalien erfolgen. Zurückbleiben sollen Reststoffe, die private Spezialfirmen entsorgen sollen. Während des Vernichtungsprozesses wird die "Cape Ray" von zahlreichen Militärschiffen geschützt.
Syriens Staatschef Bashar al-Assad hatte der Vernichtung der Kampfstoffe zugestimmt, nachdem die USA wegen eines Chemiewaffenangriffs mit etwa 1.400 Toten im August 2013 nahe der Hauptstadt Damaskus mit einem Militärangriff gedroht hatten. Der Westen machte Assad verantwortlich, Damaskus hingegen die Rebellen. (APA, 3.7.2014)