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Buika: Inbrunst des Cante Jondo und Klänge Afroamerikas in einer Stimme

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Wien - Es gibt sie, die Stimmen, die unter die Haut gehen und die man am ersten Ton erkennt. Das heisere, dunkle Timbre von María Concepción Balboa Buika, das sich in flüsterndem Sprechgesang ebenso entfaltet wie in leidenschaftlicher Emphase und das vergangenen Mittwoch im Rahmen des Jazzfests in der Staatsoper das Publikum betörte, es zählt zweifellos dazu. Begleitet von Pianist Ivan "Melón" Lewis und dem vorrangig am Cajón tätigen Perkussionisten Ramón Porrina, erschien Buika auf der Bühne, als wäre sie kurz vom Gartenstuhl aufgestanden: schlichtes, weißes Top, schwarzer Glitzerrock, barfuß. Wer über Charisma und Stimme verfügt, der bedarf keiner textilen Extravertiertheiten. Der unterstreicht vielmehr durch das Aussparen aller divenhaften Insignien seine Erdung und Authentizität.

Sueño con ella, der Opener der aktuellen CD La noche más larga, diente dem Aufwärmen der Stimmbänder, in Santa Lucia und Siboney, dem kubanischen Klassiker aus dem Jahr 1929, waren sie dann schon voll da, die ergreifenden Seufzer und die verführerische, kraftvolle Dramatik von Buikas Stimme, die sich aus Flamenco, Soul und der improvisatorischen Freiheit des Jazz speist.

Später folgten mit Soledad und El Ultimo Trago Lieder aus der gleichnamigen Chavela-Vargas-Hommage, die Buika 2009 mit Pianist Chucho Valdes vorgelegt hat. Die iberische Traditionsmusik, sie liegt der 42-jährigen, in Palma de Mallorca als Kind von Eltern aus Äquatorialguinea geborenen Sängerin im Blut. Wie kaum eine andere führt Buika, die durch die Auftritte in Pedro Almodóvars Film Die Haut, in der ich wohne ihren Bekanntheitsgrad erhöhte, die Inbrunst des Cante jondo mit den Klängen Afroamerikas organisch zusammen.

Auf der Bühne der Staatsoper zelebrierte Buika ihre Stimme in kühner Spontaneität. Die Auswahl der Lieder erfolgte aus dem Moment heraus: kein Problem, wenn mit Lewis und Porrina perfekt eingespielte Routiniers zur Verfügung stehen. In den Conférencen musste hingegen manche Leerstelle überwunden werden, die dazu beitrugen, dass der Funke nicht immer übersprang. Etwa wenn Buika - offen über ihre eigene Nervosität sprechend - die Entscheidung schwerfiel. Oder wenn Sätze über die immer wieder beschworene familiäre Gemeinschaft mit dem Publikum oder das Leben an sich unvermittelt in amüsante Stilblüten mündeten. (Andreas Felber, DER STANDARD, 4.7.2014)