Paris - Der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat sich am Mittwochabend gegen den Vorwurf verteidigt, er habe einen Richter zu bestechen versucht. Das gegen ihn lancierte Verfahren auf Korruption, Einflussnahme und Verletzung des Berufsgeheimnisses sei eine "politische Instrumentalisierung durch einen Teil der Justiz", erklärte er.

Damit zielte Sarkozy auf eine der beiden Untersuchungsrichterinnen, die am Mittwochmorgen nach 15-stündigem Polizeigewahrsam das Strafverfahren gegen Sarkozy eröffnet hatten. Sie gehöre einer linken Gewerkschaft an, die 2012 zu seiner Abwahl aufgerufen habe, erklärte der gespannt wirkende Ex-Präsident.

Premier Valls: Vorwürfe "schwerwiegend"

Die ihm zur Last gelegten Tatbestände bezeichnete Sarkozy als "grotesk". Im Versuch, den Spieß umzudrehen, warf er der sozialistischen Justizministerin Christiane Taubira vor, sie habe vor dem Parlament gelogen, als sie behauptet habe, sie wisse nichts von der Untersuchung gegen ihn. Das Gleiche hielt er dem aktuellen Premierminister Manuel Valls vor. Dieser bezeichnete die Vorwürfe gegen Sarkozy am Mittwoch als "schwerwiegend".

Für Sarkozy reiht sich das neue Strafverfahren zu einem halben Dutzend laufender Justizaffären. Es erfolgt für den 59-jährigen Konservativen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Im Herbst wählt seine "Union für eine Volksbewegung" (UMP) einen neuen Parteichef, und dieser hat gute Chancen, 2017 auch Präsidentschaftskandidat zu werden. Ob Sarkozy für den UMP-Vorsitz kandidieren will, ließ er in dem Interview mit Fernsehsender TF1 und dem Radiosender Europe-1 aber offen. Gefragt, ob er angesichts all der Affären auf ein politisches Comeback verzichten könnte, meinte er: "Ich lasse mich durch Manipulationen und Bösartigkeiten nicht entmutigen." (Stefan Brändle aus Paris, derStandard.at 2.7.2014)