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In vielen Ländern Osteuropas können kleine Bauern mit agrarischen Großbetrieben nicht mehr mithalten. In der Folge müssen sie ihr Land verkaufen und sich zu Hause oder in anderen Ländern als Erntehelfer verdingen.

Foto: reuters/ANATOLII STEPANOV

Wien - Nicht nur im globalen Süden kontrollieren Spekulanten immer mehr Land. Auch Europas Äcker werden zunehmend von Investoren und Konzernen aufgekauft. Vor allem in Rumänien, der Ukraine, Serbien und Ungarn schreiten Landkonzentration und Landgrabbing rapide voran, stellt die Entwicklungshilfeorganisation Fian (Food First Informations- und Aktionsnetzwerk) fest. Österreichische Akteure beteiligten sich in großem Stil daran, zeigt Fian in einem neuen Bericht auf.

Begehrtes Investment

Motor für diese Entwicklung ist die Finanzkrise. Weil der Kapitalmarkt kaum noch sichere Anlagen bietet, gilt Ackerland als begehrtes Investment. Die Hälfte des Agrarlandes in Europa befindet sich laut Schätzungen bereits im Besitz von drei Prozent der bäuerlichen Betriebe. Die Bauern vor Ort profitierten von dem großen Investitionsboom jedoch kaum, stellt die Menschenrechtsorganisation fest. Eher seien sie die großen Verlierer, wie in dem Bericht anhand von Fallbeispielen aus Rumänien, Ungarn, Serbien und Ukraine veranschaulicht wird.

Einmal mehr im Fokus von Fian steht etwa Andreas Bardeau, Honorarkonsul von Rumänien und Eigentümer des Schlosses Kornberg, der mit anderen Gesellschaftern rund 21.000 Hektar Land in Rumänien bewirtschafte. Firmen, die dem österreichischen Investor zugeordnet werden, kaufen der Organisation zufolge in den westlichen Landkreisen Timis und Caras Serverin seit Jahren Land auf und investierten in Ackerbau und Rinderhaltung.

Verkauf einzige Option

Kleinbauern seien mit ihren Produkten oft nicht konkurrenzfähig, der Verkauf des Bodens bliebe oft als einzige Option. Infolge müssten sie sich im Ausland als Erntehelfer verdingen. "80 Prozent der Erntehelfer in Österreich stammen aus Rumänien", weist Brigitte Reisenberger von Fian Österreich hin.

Erneute Aufregung herrscht in Rumänien auch um den österreichischen Holzverarbeiter Schweighofer. Anfang des Jahres gab es in Covasna Proteste gegen die behördliche Genehmigung eines neuen Sägewerks des Unternehmens. Die Gegner befürchten das Aus für kleine Sägewerke und Raubbau in umliegenden Wäldern. Sowohl Bardeau und Schweighofer haben die Kritik stets zurückgewiesen, sie schafften mit ihren Aktivitäten hunderte neue Arbeitsplätze, argumentieren sie.

Reisenberger betont, dass nicht nur ausländische Investoren für die Verdrängung der kleinen heimischen Landwirte und Betriebe verantwortlich seien. Auch die betroffenen Staaten unternähmen zu wenig, um ihren Bürgern leistbaren Zugang zu landwirtschaftlichen Ressourcen und damit Ernährungssouveränität sicherzustellen. (kat, DER STANDARD, 3.7.2014)