Aus dem Zyklus von Gewalt und Gegengewalt im Nahen Osten irgendeinen Sinn herauslesen zu wollen scheint eine Übung in Vergeblichkeit.

Es gibt einen Bürgerkrieg innerhalb des Islam. Sunniten gegen Schiiten, aktuell im Irak, aber latent im gesamten arabisch-muslimischen Raum. Es wird gemordet wegen der Frage, wer ein Gesellschaftsmodell aus dem 7. Jahrhundert buchstabengetreuer umsetzt.

Das Gefühl der Vergeblichkeit steigert sich bei den Nachrichten aus dem Raum Israel/Palästina. Irgendwer, wahrscheinlich radikale Palästinenser, ermorden drei junge jüdische Menschen. Daraufhin ermordet irgendwer, wahrscheinlich rechtsextreme Israelis, einen palästinensischen Burschen. Daraufhin fliegt die israelische Luftwaffe Angriffe auf "Terroreinrichtungen" in Gaza. Daraufhin werden aus Gaza primitive Raketen auf Siedlungen in Israel abgeschossen. Daraufhin ...

Keine Frage, ein wesentlicher Teil der Palästinenser hat sich nicht mit der Existenz Israels abgefunden. Solange das so ist, gibt es keinen Frieden, sagt Netanjahu. Aber ebenso keine Frage - ein wesentlicher Teil der Israelis (und Netanjahu dürfte dazugehören) will die Besatzung und Besiedelung im Westjordanland unter keinen Umständen aufheben und aufgeben. Solange das so ist ...

Es gibt nicht nur keinen Sinn, sondern auch keine erkennbare Entwicklung irgendwohin - außer in die Gewaltspirale. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 3.7.2014)