News-Boss Horst Pirker, wie ihn der Fotograf der Verlagsgruppe News sieht.

Foto: VGN/Ricardo Herrgott

Wien - Dienstag, 17 Uhr, holte der neue Boss die Führungskräfte der Verlagsgruppe News zusammen. Vorige Woche hat Horst Pirker (54) dem Gesellschafterbeirat auf gut 130 Charts präsentiert, wohin er will mit den 15 Magazinen von Profil über Woman bis Gusto und der Onlineplattform Networld. Davon sollten ja bald jene erfahren, die seine strategischen Überlegungen betreffen.

Die Beiräte nahmen die Strategie wohlwollend zur Kenntnis für einen Zeitschriftenriesen, dessen Umsätze Jahr für Jahr deutlich nachgeben und dessen Ergebnisse sich gegen Null bewegten, obwohl er in einigen Magazinsegmenten den Markt beherrscht. Als Verlag tut die News-Gruppe das ohnehin, nicht erst, seit sie 2001 mit politischem Rückenwind auch noch die Nummer zwei, den Verlag um Profil und Trend schlucken konnte.

"Wäre ein Tor"

Pirker, damals Chef des Grazer Medienriesen Styria, sprach von einem "Super-GAU" für die Medienbranche. Da kamen alle politischen Wochenmagazine des Landes in eine Hand, und an der Gruppe beteiligte sich der Kurier, Teil der den Zeitungsmarkt beherrschenden Mediaprint.

Seit vier Wochen sitzt Pirker offiziell im 17. Stock des Media Towers, an der Spitze dessen, was vom einstigen Super-GAU geblieben ist. Nach Zwischenstationen beim Red Bull Media House und beim Entsorgungsriesen Saubermacher soll er die noch immer marktbeherrschende Magazingruppe neu aufstellen.

Dienstags ist für einen in der News-Gruppe besonders unpraktisch: den Chefredakteur von News, derzeit Wolfgang Ainetter. Will der, wie bisher, ein wirklich wochenaktuelles Heft für den Donnerstag produzieren, ist dienstags Großkampftag. Das erste Magazin der Gruppe (ab 1992) ist auch Pirkers schwerster Fall. Andreas Struck, Berater noch der vorigen Geschäftsführung, hat in den vergangenen Monaten eine Vielzahl verschiedenster Konzepte für News vorgelegt. Keines, das Pirker passt: "Ich habe nicht den Eindruck, dass wir für News im Haus eine Reihe belastbarer Positionierungen zur Auswahl hätten", sagt Pirker dazu im Gespräch mit dem STANDARD. Er arbeitet selbst noch daran: "Wir sind mit News noch nicht fertig. Das ist mit Abstand die schwierigste Aufgabenstellung in der Gruppe."

Wöchentlich soll es bleiben, nach STANDARD-Infos könnte es in Richtung Stern gehen, in Bildsprache, Reportagen, Anspruch. Ein Österreich-Stern also, der womöglich auf das deutsche Heft zurückgreifen kann? Der Stern gehört wie die Mehrheit der News-Gruppe zum Hamburger Magazinkonzern Gruner + Jahr.

Pirker antwortet nur allgemein: Gruner + Jahr an Bord sei "strategisch ein erheblicher Vorteil", den es "intelligent zu nutzen" gelte, und aktiver als bisher. Für die Verlagsgruppe sei das ein "besonderes Asset". "Ich wäre ein Tor, wenn ich das nicht nutzen wollte". Nachsatz auf Nachfrage: "Das sagt aber noch nichts aus über die konkrete Positionierung von News."

Getrennte Wirtschaftschefs

Wer die strategischen Überlegungen umsetzt, will Pirker noch nicht sagen, im Laufe des Sommers sei das zu entscheiden. Er schweigt also auch zu Standard-Infos, dass er die gemeinsame Führung der Wirtschaftsmagazine Trend und Format beenden will. Andreas Weber soll Format leiten, Andreas Lampl den Trend. Pirker will Magazinmarke für Magazinmarke gesondert und genauer positionieren, und das auf Papier und digital. Neben das - durchaus gut besuchte - Gemeinschaftsportal sollen Markenportale in den Vordergrund treten, also etwa News.at oder trend.at. Online will Pirker vermehrt auf Bezahlinhalte setzen.

"Kein Titel fällt" vorerst

Unter den 15 Titeln gibt es laut Pirker "im Moment keinen, der herausfallen würde" in seinen strategischen Überlegungen. "Wir werden um jeden einzelnen Titel kämpfen". - "Nicht um den Erhalt aller 15 Titel willen", er sehe "überall Potenziale"; Profil etwa findet er bei Inseraten "unterbewertet". Aber: "Wenn wir unterwegs draufkommen, dass unsere Annahmen zu optimistisch waren, werden wir reagieren."

"Spätestens" Anfang 2015 sollten Leser und User den Umbau bemerken. Auch die Eigentümer: "2015 muss der Trend gebrochen sein", sagt Pirker. Die Rückgänge also zumindest gestoppt "und dann auch gedreht". 2016/17 müssten die Zahlen - Auflagen, Reichweiten, Umsätze, Ergebnisse nach oben gehen.

Über seinen Vertrag als News-Boss schweigt Pirker. Er habe, worüber spekuliert wurde, jedenfalls "derzeit keine Beteiligung an der Verlagsgruppe News"; seine Finanzbeteiligung am Verlag Medecco (Datum, Architektur aktuell, Parnass) in den Magazinkonzern einzubringen sei "nicht beabsichtigt". Auch, wie lange sein Vertrag läuft, verrät Pirker nicht. Nur: "Das ist keine kurzfristige Aufgabe." (fid, DER STANDARD, 2.7.2014)