Auch ohne Kofferraum gibt es ein paar Sachen, die man für eine mehrtägige Reise auf zwei Rädern einzupacken andenken sollte

Eine gut geplante Reise beginnt immer mit der Frage: "Was ich wohl diesmal vergessen habe?" Puristen meinen, dass Helm, Leder, Stiefel und Motorrad reichen. Wer weitere Touren fährt, denkt auch weiter, nimmt Zahnbürstel und Unterhosen im Ruck- oder Tankrucksack mit.

Navigationsgeräte haben schon lange die Lenkstangen erobert, und Herdenfahrer plaudern gerne über Funk oder Mobiltelefon dank Freisprecheinrichtung, die direkt im Helm integriert ist, miteinander. Doch es gibt noch mehr Nützliches und Skurriles für die Reise auf zwei Rädern.

Die Oase im Rücken

Als Erste trugen Radsportler einen portablen Wasserhöcker am Rücken, bald folgen Enduristen, die mehrstündige Rennen fahren und nicht permanent stehen bleiben wollen, um Wasser zu trinken. Das Camelbak ist aber auch auf der Motorradreise ideal, um während der Fahrt den schnellen Durst löschen zu können. Der kleine Wasser-Rucksack fasst rund zwei Liter Wasser. Am besten füllt man das Camelback nur mit Wasser, denn mit Fruchtsäften züchtet man sich zwischen zwei Touren eine Schimmelkolonie im Beutel. Zur Reinigung empfehlen die Enduristen Zahnprotesen-Reinigungs-Tabs. Preis: ab rund 35 Euro für den kompletten Trinkrucksack.

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Camelbak

Foto: camelbak

Geheimer Wachtmeister 

Wer sich nur ungern länger von seinem Motorrad trennt, überlegt, wie man es sichern kann. Ein Schloss ist manchmal schneller geknackt als ein neues Motorrad ausgeliefert. Dank GPS-Ortung kann man es nun auch wieder finden, wenn statt der Reiben nur das aufgeschnitte Schloss da liegt. 71 Gramm wiegt etwa GPS Safe von Interphone. Das Gerät ermittelt via GPS- und Mobiltelefonnetzt-Signalen den aktuellen Standort. Kleiner als eine Zigarettenschachtel, kann man den Sender auch gut in einem Naked-Bike verstecken. Um die Daten übermitteln zu können, braucht das Gerät sowohl Strom als auch eine SIM-Karte. Zudem ist das Kastl mit rund 130 Euro nicht ganz billig.

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Interphone GPS Safe

Foto: interphone

Kein Klack im Gnack 

Ein weiteres Teil, der aus dem Offroad-Sport kommt, ist das Neckbrace, das es inzwischen von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Arten gibt. Der Kranz um den Hals verhindert, dass beim Köpfler vom Krad die Nackenwirbel zerbröseln. Dafür geht dann aber ab und an ein Schlüsselbein flöten, zeigt die Erfahrung – wobei Zweiteres sicher die bessere Alternative ist. Inzwischen erobert das Neckbrace auch die Straße. Das allerdings erst langsam, weil das Tragen der Krause doch ein wenig einschränkt. Aber nach ein paar Kilometern ist alles nur mehr halb so wild. Mit 300 bis über 500 Euro ist der Nackenschutz nicht ganz billig, spart einem aber mitunter den Rollstuhl.

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Leatt Neckbrace

Foto: leatt

Parkschein für den Pannenstreifen 

Das beste Eisen kann einmal den Geist aufgeben – sei es auch nur wegen es Patschen oder weil der Sprit noch in der Tankstelle ist – und steht dann am Straßenrand. Ein Pannendreieck bekommt man aber schlecht unter die Sitzbank – dafür gibt es im Zubehörhandel jetzt eine Haube, mit aufgemalten Warndreieck, die man einfach über den Helm stülpt und auf die Straße stellt. Wer es noch sicherer schätzt, stellt auch noch eine LED-Warnleuchte dazu. Mit einem Durchmesser von 105 Millimeter und einer Höhe von 35 Millimeter braucht sie nicht viel Platz. Haube und Funzel bekommt man ab rund 22 Euro.

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LED-Warnleuchte

Warndreieck

Foto: moto

Plattfuß am Stiel 

Wer gerne mit Zelt verreist, die Nacht im Schlafsack jener im Hotel vorzieht, genießt nicht nur den Vorteile in der Natur zu sein – sondern muss auch deren Nachteile in Kauf nehmen. Beim Motorrad heißt das oft, dass der Seitenständer am losen Boden keinen guten Halt findet. Touren-Spezialisten bieten hierfür eigene Auflagenvergrößerungen für den Seitenständer an, damit die Reiben nicht umfällt. Je nach Motorrad zahlt man hierfür von 10 bis zu über 40 Euro.

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Seitenständer-Vergrößerungen

Foto: touratech

Spieglein, Spieglein in der Hand

Egal ob im Zelt oder im Hotel – wer vorm Schlafengehen gerne noch ein wenig liest, ist mit Bernt Spiegel am besten beraten. In seinem Buch "Die obere Hälfte des Motorrades", dem Standard-Werk für Biker, gibt es nicht nur Tipps, wie man besser Motorrad fährt, sondern er erklärt auch einige physikalische wie psychologische Grundlagen des Motorradfahrens. Preis: ab rund 25 Euro.

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Bernt Spiegel: Die obere Hälfte des Motorrades

Foto: motorbuch verlag

Sattelschlepper

Gerne, mag man jetzt denken, würde man all das, und noch viel mehr mit auf die Motorrad-Reise nehmen. Allein, es geht halt nicht gescheit. Geht wohl, haben wir herausgefunden, wenn man kurzerhand einen Anhänger an sein Eisen hängt. Einrad- oder Zweirad-Hänger? Oder gleich einen Beiwagen? Wer gerne im Mittelpunkt steht, wenn er nicht gerade fährt, kommt um so ein Teil eigentlich gar nicht herum. Die Preise von 2.000 bis 6.000 Euro sind, wie die meisten Anhänger, Spezialanfertigungen.

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Gespanntechnik.at

(Guido Gluschitsch, derStandard.at, 1.7.2014)

Foto: gespanntechnik öttl