München - Archäologen haben unter der Münchner Residenz ein über 3.000 altes Grab entdeckt. Laut dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wurde eine Frau darin bestattet: Darauf ließen Beigaben, Schmuck und Knochenstücke schließen, die bei der Feuerbestattung übrig geblieben waren.

Das Grab war im Mai bei Kanalarbeiten entdeckt worden. Trotz vieler Bauarbeiten über Jahrhunderte hinweg und Kriegszerstörungen habe sich an der Stelle der Münchner Altstadt 3.000 Jahre lang eine "Insel" erhalten, sagte Sebastian Sommer vom Landesamt.

Aus der späten Bronzezeit von 1350 bis 1200 vor unserer Zeitrechnung gibt es ähnliche Funde, etwa aus dem Münchner Süden. Die Menschen lebten damals in kleinen Verbünden von mehreren Bauernhöfen. Deshalb gehen die Wissenschafter davon aus, dass sich im Umfeld der heutigen Residenz eine solche Siedlung befand.

"Münchner Romulus"

Vor allem der hervorgehobene Ort unter dem späteren Regierungssitz, von dem aus bayerische Herrscher über Jahrhunderte die Geschicke des Landes lenkten, mache den Fund zu etwas Außergewöhnlichem, sagte der Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, Bernd Schreiber. Wie in Rom die ältesten Siedlungsspuren auf dem Palatin gefunden wurden, wo später Kaiser Augustus seinen Palast baute, so sei nun der Münchner Stadtpalast Fundort des "Münchner Romulus": "Ich nenn ihn einfach mal Monaculus". Was sich als vorschnell erwies, denn inzwischen gehen die Wissenschafter davon aus, dass es sich um eine Frau handelt.

Vermutlich sei die Frau zwischen 40 und 60 Jahren alt gewesen, sagte Sommer. Die Grabstätte mit der Asche zeigt auch einen Wandel in der Bestattungskultur auf. Denn sie war auf drei Meter angelegt wie eine traditionelle Erdbestattung. Insgesamt 531 Gramm Überreste und Asche konnten die Wissenschafter einsammeln, dazu viele Bronzefunde, Messer und Vasenkopfnadeln, die als Umhangverschluss dienten. Ferner entdeckten sie Reste von wertvollen Keramik-Gefäßen.

Welche Speisevorräte sich darin befanden, muss noch analysiert werden. "Man kann sich gut vorstellen, dass da was Gutes drin war", sagte Sommer. Vielleicht "Met oder Bier". Da es aus der betreffenden Zeit keinerlei schriftliche Überlieferung gibt, sind Gräber für Wissenschafter besonders aufschlussreich - sie geben Hinweise auf das soziale Zusammenleben und religiöse Vorstellungen. Die Funde sollen weiter untersucht werden. (APA/red, derStandard.at, 1. 7. 2014)