Bild nicht mehr verfügbar.

366 Flüchtlinge starben beim Untergang eines Bootes vor Lampedusa.

Foto: EPA/CORRADO LANNINO

Bild nicht mehr verfügbar.

Über 60.000 Migranten wurden seit Jahresbeginn im Mittelmeer aufgegriffen.

Grafik: APA

Rom - Neun Monate nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa, bei der am 3. Oktober 2013 über 360 Migranten ums Leben gekommen waren, hat die italienische Polizei sieben Personen festgenommen. Zwei weitere mutmaßliche Menschenhändler, die die tödliche Flüchtlingsreise organisiert haben sollen, werden im Ausland gesucht. Auch nach der Tragödie am Montag, als 30 Menschen tot in einem Boot aufgefunden wurden, wurden zwei Schlepper identifiziert vermeldet.

Festgenommen wurden im Fall von Oktober die beiden Chefs der Organisation, die aus dem Sudan und Libyen stammen. Sie werden beschuldigt, Millionen mit dem Menschenhandel über das Mittelmeer verdient zu haben. Laut den Ermittlern im sizilianischen Agrigent hatten die mutmaßlichen Menschenhändler eine Organisation aufgebaut, die in mehreren afrikanischen und italienischen Städten präsent war. Die Gruppe organisierte auch die Weitereise der Migranten in Richtung Nordeuropa und in die USA nach ihrer Ankunft auf Sizilien.

Kriegsschiffe und Hubschrauber

Am 3. Oktober 2013 waren vor Lampedusa 366 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Das überfüllte Boot war in der Nähe der Insel gekentert. Rom startete danach den Einsatz "Mare Nostrum", bei dem Kriegsschiffe und Hubschrauber eingesetzt werden, um Flüchtlingsboote ausfindig zu machen.

30 Migranten sind in der Nacht auf Montag tot an Bord eines Fischerboots vor der Küste Siziliens aufgefunden worden. Ersten Untersuchungserkenntnissen zufolge dürften sie erstickt sein, weil sie in einem Lagerraum giftige Abgase eingeatmet hatten. Es wird jedoch auch nicht ausgeschlossen, dass die in den Raum gepferchten Migranten in dem engen Raum keine Luft mehr bekamen.

Zwei Schlepper identifiziert

Zwei mutmaßliche Schlepper hat die italienische Polizei unter den Insassen jenes Fischerbootes mit 590 Flüchtlingen identifiziert, in dem in der Nacht auf Montag 30 Leichen gefunden worden waren. Bei den Opfern handelt es sich um Männer. Die Leichen werden am Dienstagabend in den sizilianischen Hafen Pozzallo überstellt.

Überlebende sollen von den sizilianischen Ermittlern befragt werden. Migranten, die sich an Bord des Bootes befanden, berichteten von Gewalt der libyschen Schlepper gegen die Flüchtlinge. Die Leichen wurden in einem Lagerraum unweit des Motors entdeckt. Laut den ersten Untersuchungen dürften die Opfer dort tödliche Gifte vom Motor eingeatmet haben. Es kann jedoch auch nicht ausgeschlossen werden, dass die eingepferchten Migranten im engen Raum keine Luft mehr bekamen.

Über 60.000 Flüchtlinge vor Italien aufgegriffen

Die Flüchtlingsreisen nach Europa sind ein rentables Geschäft für Schlepperbanden. Zwischen 400.000 Euro und einer Million Euro können die Organisationen je nach Zahl der Migranten pro Fahrt verdienen, geht aus einer Untersuchung der sizilianischen Justizbehörden hervor, die am Dienstag zur Festnahme von sieben Personen geführt hat. Die Überfahrt kostet bis zu 2.500 Dollar (rund 1.800 Euro). Besonders gefragt sind syrische Flüchtlinge, die über mehr finanzielle Möglichkeiten als andere Migranten verfügen. Oft flüchten ganze Familien vom Bürgerkrieg.

Die italienische Marine brachte am Wochenende nach offiziellen Angaben rund 1.600 Bootsflüchtlinge in Sicherheit, die über das Mittelmeer Richtung Europa unterwegs waren. Am Dienstag traf in den Hafen von Catania ein Schiff der italienischen Marine mit 396 Migranten an Bord ein.

Auch die griechische Küstenwache hat in der Nacht auf Dienstag Dutzende Migranten vor der Ostägäisinsel Lesbos aufgegriffen. "20 Migranten haben wir aus den Fluten geholt, da ihr Schlauchboot fast untergegangen war, als unser Patrouillenboot sie entdeckte", sagte ein Offizier der Küstenwache der Nachrichtenagentur dpa.

30 Migranten schafften es mit einem kleinen Plastik'boot bis vor die Küste von Lesbos und wurden aufgegriffen. Alle Migranten, vor allem Syrer, seien wohlauf, hieß es. Die Ägäis gehört zu den Routen, über die internationale Schleuserbanden immer wieder Migranten nach Europa bringen.

Seit Jahresbeginn wurden alleine vor Italien 61.000 Migranten im Mittelmeer aufgegriffen. (APA, 1.7.2014)