In jeder Bevölkerungsgruppe gibt es einen gewissen Prozentsatz an Verhaltensgestörten. Bei manchen Gelegenheiten entsteht der (unrichtige) Eindruck, die würden sich alle im Internet aufhalten. Letztes Beispiel war etwas, das auf der Facebook-Seite von Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek losgebrochen ist. Die Ministerin hatte dem Volkssänger Gabalier die ohnehin knappen Lederhosen strammgezogen, weil er die Bundeshymne nicht in der neuen "Töchter, Söhne"-Fassung gesungen hatte und das dann noch trotzig als Ausdruck seines mutigen Protestes gegen den "Genderwahnsinn" interpretieren wollte.

Einschub: Staats- und Landeshymnen sollten wegen ihrer oft arg pathetischen und altmodischen Texte eher nicht gesungen werden.

Zurück zu den ziemlich kranken Hassausbrüchen, übrigens oft mit Klarnamen, die manchmal im Internet auftauchen. Man darf nie in den Irrtum verfallen, das für repräsentativ zu nehmen. Man sieht nur den Mob und nicht die Nicht-Gestörten. Die Versuche, die Anonymität in den Foren (die keine echte ist) abzuschaffen, sind, je nach dahinterstehenden Interessen, herzig bis heuchlerisch. Im redaktionellen Text mancher Zeitungen erscheinen Dinge, die nicht viel besser sind als manche Postings, nur cleverer formuliert.

Die einzige echte Shitstorm-Versicherung ist rigoroses Monitoring. Mühsam, aber es geht nicht anders. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 1.7.2014)