Eduard Mainoni, ehemaliger Staatssekretär.

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Für Salzburgs Vizebürgermeisterin kam "Im Zentrum" leider zu früh. Erst am Montag wollte sie Vorschläge zum Bettelthema verkünden. Sie harrte denn auch eher meinungslos, jedoch "für alles offen" der Expertenvorschläge. Viel Platz also für einen erbosten Salzburger und Ex-Staatssekretär, sich nicht gegen das Bettelrecht als solches auszusprechen, aber dessen Zügelung zu fordern.

Dass er dies mit hitziger Empathielosigkeit tat, ließ ihn als Apokalyptiker mit Betonherz rüberkommen, der vor "Hundertschaften aus Rumänien" und - unter Saalapplaus - vor deren "Heerscharen" warnte. Die Mitdiskutanten wollten sich den Ovationen nicht anschließen. Der Herr von der Diakonie Österreich ätzte, der Ex-Staatssekretär müsse so viel reden, "da ihn die Salzburger nicht im Gemeinderat wollten", und plädierte für humane Übereinkünfte mit den Bettlern vor Ort. Der Ex-Staatssekretär beruhigte sich nicht. Er forderte, Bedürftigen "keine Hotels zu bauen" und ihnen "auch kein Geld zu geben", damit "ihr Geschäftsmodell" austrockne. Die Dame von der "Bettellobby" Wien schleuderte ihm erbost das "Grundrecht auf Betteln" entgegen und mahnte den Herrn vom Bundeskriminalamt, nicht von "Bettelmafia" zu sprechen, worauf dieser mit weiteren Beispielen konterte.

So ging das bis zum Ende. Und über allem schwebte unbeantwortet die Frage nach Armutsursachen. Nur ein Studiozuhörer erhellte erzählend die Zustände. Er konnte nicht anders. Er hatte daheim keine Arbeit, kam nach Graz, arbeitete, durfte dann aber nicht mehr arbeiten. So ist er nun seit etwa 20 Jahren Bettler, aber sicher kein Bettelmafiaboss. Es schien, als wäre selbst der Ex-Staatssekretär kurz sprachlos. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 1.7.2014)