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EZB-Präsident Mario Draghi und Fed-Chefin Janet Yellen müssen ihre lockere Geldpolitik ausbaden.

Foto: Reuters

Basel/Wien - Es ist ausgerechnet die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die auf 246 Seiten die Risiken für die Finanzsysteme und die Weltwirtschaft thematisiert. Die BIZ wird gerne als Bank der Notenbanken bezeichnet. Und die in Basel ansässige Einrichtung sieht die ultralockere Politik der internationalen Notenbanken und damit ihrer Mitglieder als wesentlichen Verursacher von Preis- und Schuldenblasen, die zu platzen drohen.

Als "besorgniserregende Signale" wertet die BIZ vor allem das hohe Kreditwachstum und die nicht nachhaltige Entwicklung der Immobilienpreise. Darüber hinaus wiesen einige andere Frühwarnindikatoren auf zunehmende Verwundbarkeit des Finanzsystems in mehreren Ländern hin, schreibt die Organisation in ihrem neuen Jahresbericht.

Notenbanken pumpten 20 Billionen Dollar in die Märkte

Dass die Notenbanken zentraler Treiber der steigenden Preise sind, daran hat die BIZ keinen Zweifel. Mit einem Engagement von 20 Billionen Dollar oder 30 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung haben die Zentralbanken ihr Engagement seit Ausbruch der Krise verdoppelt. Von den in die Märkte gepumpten Summen sind hohe Volumina in die Veranlagung in Immobilien, Aktien oder Rohstoffe geflossen. Dazu kommen die niedrigen Zinsen, die die Suche nach höheren Renditen beflügelten.

Die Erfolge dieser Politik zweifelt die BIZ an. Trotz der außergewöhnlich lockeren Geldpolitik sei die wirtschaftliche Erholung in den entwickelten Industriestaaten nach wie vor schleppend. Das lasse vermuten, dass die Aktionen der Notenbanken "relativ unwirksam" waren. Das hänge damit zusammen, dass die zugrunde liegenden Probleme - insbesondere die hohe Verschuldung - nicht reduziert wurden. In Verbindung mit den auch in den Schwellenländern relativ niedrigen Zinsen habe die Geldschwemme die Gefahren für das Finanzsystem erhöht, so die Organisation.

Sie weisen auf die Verzahnung des Finanzwesens hin: Fremdwährungskredite haben sich seit der Krise auf mehr als zehn Billionen Dollar verdoppelt. Allein die Verschuldung in Dollar außerhalb der USA macht sieben Billionen Dollar aus. Dadurch steigen die drohenden Ansteckungsgefahren im globalen Finanzsystem, wofür die Turbulenzen in den Schwellenländern vor einem Jahr nach Ankündigung der Reduktion der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank Fed erste Vorboten waren. Am Ausstieg der expansiven Geldpolitik führt dennoch kein Weg vorbei. Das Risiko einer zu späten und schwachen Normalisierung der Geldpolitik sollte nicht unterschätzt werden.

Ramschkredite boomen

Probleme sieht die BIZ nun vor allem bei der Verschuldung von Unternehmen und privaten Haushalten. Letztere beläuft sich global auf rund 175 Prozent der verfügbaren Einkommen der Konsumenten. Vor der Krise lag dieser Wert noch bei 155 Prozent. Die niedrigen Zinsen helfen den Haushalten zwar bei der Ratenzahlung, das könnte sich aber bei einem Anstieg der Zinsen rasch ändern.

Die Suche nach höheren Renditen hat auch riskantere Unternehmenskredite beflügelt, halten die Ökonomen fest. Hochverzinste Anleihen verdreifachten sich in den letzten sechs Jahren auf 90 Milliarden Dollar. Vor allem Investoren mit fixen Renditeversprechungen wie Pensionskassen nehmen höhere Risiken. Im Bereich der syndizierten Kredite entfallen bereits mehr als 40 Prozent auf Unternehmen mit geringer Bonität. Zudem wird immer seltener eine Vereinbarung zum Schutz des Kreditgebers geschlossen.

Ein weiteres Risiko stellt die Überhitzung der Aktienmärkte dar, deren Bewertung weit über historischen Preisen liegt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des US-Index S&P-500 liegt derzeit bei 25, im Schnitt der letzten 50 Jahre zahlte man das 19-Fache des Gewinns je Aktie. (as, DER STANDARD, 1.7.2014)