Die Generalsanierung ist abgeschlossen.

Foto: Christian Fischer

Nach Fehlplanungen kann im Wiener Stadthallenbad wieder geschwommen werden.

Foto: Christian Fischer

Wien - Es war knapp vor Weihnachten 2011, da posierten Wiens Stadtrat Christian Oxonitsch (SP) und Peter Hanke, Chef der Wien-Holding, gemeinsam mit einem rot-weißen Schwimmreifen am Sprungturm und kündigten vor Journalisten die baldige Eröffnung des Wiener Stadthallenbades an.

Zweieinhalb Jahre später - eine eigentümliche Definition von "bald" - wurde wohlweislich von einer ähnlichen Inszenierung abgesehen: Nach massiven Pannen und Verzögerungen bei der im Mai 2010 begonnenen Sanierung wurde das Stadthallenbad am Montagnachmittag wieder für alle Gäste geöffnet - exakt 1522 Tage nach Beginn der Arbeiten. Ursprünglich war ein Eröffnungstermin im Herbst 2011 angepeilt worden.

"Soft Opening"

Sandra Hofmann, die Geschäftsführerin des Stadthallenbads, sprach bei einem Rundgang durch das Areal von einem "Soft Opening". Kleinere Arbeiten würden noch durchgeführt, die aber für Badegäste nicht wahrnehmbar seien. Das nur für Schwimmsportler zugängliche 50-Meter-Trainingsbecken einen Stock unterhalb des Hauptbeckens ist bereits seit neun Monaten geöffnet.

Wer an dem Desaster der missglückten Sanierung Schuld trägt, werden Richter wohl erst nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten klären. Für die Arbeiten hatte der Wiener Gemeinderat 17 Millionen Euro genehmigt - plus 20 Prozent Spielraum für nicht planbare Zusatzkosten. Das Budget von rund 20 Millionen Euro konnte nach dem Debakel inklusive Baustopp und gerichtlicher Beweissicherung nicht gehalten werden.

Regressforderungen

Georg Driendl, der Anfang 2013 gekündigte Generalplaner der Sanierungsarbeiten, wurde laut Hofmann auf 6,8 Millionen Euro geklagt. "Mit diesen Regressforderungen sind wir im Budgetplan", sagte Hofmann dem Standard. Was auch heißt, dass die Arbeiten rund 6,8 Millionen Euro mehr als veranschlagt gekostet haben. Dafür müsste der Steuerzahler aufkommen, sollte das Stadthallenbad vor Gericht verlieren.

Davon geht man bei der Muttergesellschaft Wien Holding, die eine 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien ist, aber nicht aus. "Im Rahmen der gerichtlichen Beweissicherung wurden 300 Planungsfehler des Generalplaners festgestellt", sagte Konzernsprecher Wolfgang Gatschnegg.

Gegen Driendl läuft zudem eine Feststellungsklage: Werden in den kommenden Monaten weitere Fehler finanziell bewertet, könnten laut Wien-Holding die Forderungen auf 15 Millionen Euro steigen. Driendl selbst wehrte sich im Dezember 2013 im Standard-Gespräch: Lecks in den Becken seien von ihm erst Ende 2011 entdeckt worden, als sie wieder befüllt werden konnten. Die Existenz der Lecks sei der Stadt aber seit Jahren bekannt gewesen. Driendl hatte die Wien-Holding Mitte 2013 auf unbezahlte Honorare in Höhe von 860.000 Euro verklagt. "Die kalte Dusche für die Steuerzahler kommt noch", sagte ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb.

Bad fasst 999 Menschen

Die Badegäste, die das Stadthallenbad über den neuen Eingang bei der Hütteldorfer Straße betreten, dürfen sich vorerst über wiedergeöffnete Indoor-Schwimmmöglichkeiten in der diesbezüglich nicht gerade gut aufgestellten Stadt freuen. Das Stadthallenbad fasst 999 Menschen, der Sauna- und Wellnessbereich wurde neu gestaltet und ausgebaut.

Die Preise wurden angehoben: Kinder und Jugendliche zahlen drei Euro pro Tag, für Erwachsene kostet der Eintritt sechs Euro. Mit Sauna sind es acht Euro für Jugendliche und 16 Euro für Erwachsene. Geöffnet ist großteils bis 21.30 Uhr. (David Krutzler, DER STANDARD, 1.7.2014)