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Victorie Spielmann, die bisher in Innsbruck vergleichende Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft studiert hatte, ist in eine Wohngemeinschaft nach Wien übersiedelt.

Foto: APA/Fohringer

Politisch sei sie schon immer gewesen - aber nicht aktiv. Aber die persönliche Betroffenheit, als ihr die Familienbeihilfe gestrichen wurde, hat die Politikwissenschaftsstudentin Viktoria Spielmann in Kontakt mit der Studentenvertretung gebracht - und dann ist alles sehr schnell gegangen: "Ich habe die Aktionen der ÖH gesehen und gleich gemerkt, dass ich mit den Grundsätzen der Grün-Alternativen Studierenden übereinstimme. Bei der Gras kann man sehr schnell partizipieren."

Das war 2011. Zwei Jahre später war Spielmann grüne Spitzenkandidatin bei der ÖH-Wahl. In der ersten Hälfte der zweijährigen Amtsperiode der ÖH-Exekutive war sie bisher Generalsekretärin, am Freitagabend wurde sie mit großer - über die Stimmen der Koalition aus Unabhängigen Fachschaftslisten (FLÖ), Grünen & Alternativen StudentInnen (Gras), Verband der Sozialistischen Student_innen (VSSTÖ) und Fraktion Engagierter Studierender (Fest) hinausreichender - Mehrheit zur Vorsitzenden gewählt.

Das Engagement hat seinen Preis: Spielmann, die bisher in Innsbruck vergleichende Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft studiert hatte, ist in eine Wohngemeinschaft nach Wien übersiedelt: "Ich musste mal über die Berge hinaus", sagt sie über den Ortswechsel. Dass ihr Hobby Wandern im vergleichsweise flachen Osten Österreichs einen anderen Charakter hat als in den Tiroler Bergen, nimmt sie in Kauf.

Kompromisse zu machen, ohne Grundsätzliches aufzugeben, gehört ja auch zum Wesen der Politik - und die Hochschülerschaft ist da eine Spielwiese, wie Spielmann zugibt.

Doppelbelastungen ist die 27-Jährige gewohnt: Sie stammt aus einer "ArbeiterInnenfamilie", was sie so ausspricht, dass man das Binnen-I hören kann, und musste sich ihr Studium selbst finanzieren: 20 bis 30 Stunden pro Woche hat sie in einer Innsbrucker Bäckerei gearbeitet - sie kennt daher die Situation von Studierenden, die Berufstätigkeit und Lernen miteinander vereinbaren müssen. Was nach dem Jahr im ÖH-Vorsitz kommt? Konkrete Zukunftspläne hat Spielmann nicht, "die Arbeitsmarktsituation für Geisteswissenschafter ist ja nicht rosig" - aber mit Beharrlichkeit werde sich schon ein passender Arbeitsplatz finden lassen. Und außerdem ist da ja noch die Politik. In der ÖH habe sie "gelernt, dass die Begriffe kritisch und konstruktiv sehr wohl zusammengehen" - weshalb sie auch künftig politisch aktiv bleiben will. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 29.6.2014)