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Der Kaiser.

Foto: APA/GINDL

Weil jetzt rund um Sarajevo nicht nur tiefgründige Gedanken, sondern geradezu schwermütige Gedenken Platz gegriffen haben, sollte man jetzt, da die Arbeitswoche wieder beginnt, auch aufs Eigentliche zu sprechen kommen: Hat der Kaiser einen Bart?

Einfach lässt sich das nicht entscheiden, Franz Beckenbauer lässt sich ja nirgends mehr anschauen. Und wenn, wie zuletzt in News, dann sagt er sinngemäß, dass die von der Fifa ihn mal können könnten, was aber auch nichts anderes heißt, als dass er sich nirgends mehr blicken lassen will. Weil - genau!

Zuletzt - is schon gar nimmer wahr, das - hat er Bart getragen. Und zwar einen, der sich beschreiben ließe nicht als Schnauz-Bart, sondern als Schnauzen-Bart. Die Wangen feinst glattgeschabt, die Oberlippe über die Mundwinkel mit dem Kinn haarig verbunden. Unter den Bärten ist der das Reihenhaus: Einfamilien-Heizkosten und Parterre-Wohnungs-Wohnkomfort in einem.

Eh: gibt wichtigere Dinge. Aber solche gibt's immer und überall, kaum sagt wer was auch nur partiell Unpassendes, ist das auch schon ein Streit um des Kaisers Bart und wird entsprechend shitgestormt. So schlägt man einander die Anliegen tot wie nix.

Zum Beispiel jenes, das den Herren der Fifa - denen zufleiß der Kaiser ja wohl seine Schnauze hat bewachsen lassen - am Herzen liegt: des Herrn Neymar Unterhose. Die lässt der bei so mancher Pose neckisch blitzen. Färbig soll sie sein, mutmaßlich aus Reklamegründen. Untersagenswert allemal! Klar kann man sagen: Haben die keine anderen Sorgen? Aber: Fußball ist Entertainment. Und was unterhält uns mehr als der Streit um des Kaisers Bart? (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 30.6.2014)