Buenos Aires - Argentiniens Vizepräsident Amado Boudou muss wegen des Verdachts auf Korruption vor Gericht. Ermittlungsrichter Ariel Lijo beschloss am Freitagabend, die Anklage gegen Boudou wegen des Verdachts auf Vorteilsgewährung im Amt und unerlaubte Bereicherung zuzulassen. Das berichtete das Nachrichtenportal der Justiz CIJ.

Es ist das erste Mal, dass in Argentinien ein Vizepräsident im Amt angeklagt wird. Boudou befindet sich zu einem offiziellen Besuch in Kuba und soll am Dienstag an der Amtsübernahme des neuen Präsidenten Panamas, Juan Carlos Varela, teilnehmen. Die Regierung von Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner äußerte sich zunächst nicht zum Richterentscheid.

Boudou soll laut Anklage in seinem vorherigen Amt als Wirtschaftsminister den Verkauf einer Banknoten-Druckerei an Geschäftsfreunde gefördert haben. Das Unternehmen wurde 2010 mittels einer vom damaligen Wirtschaftsminister befürworteten Steuerbegünstigung vor dem Konkurs gerettet. Die Druckerei erhielt 2012 von der Regierung den Auftrag zum Druck neuer Geldscheine.

Der Richter setzte für Boudou eine Kaution von 200.000 Pesos (18.000 Euro) fest. Neben Boudou wurden ein Geschäftsfreund des Vizepräsidenten, ein mutmaßlicher Käufer der Druckerei, zwei der vorherigen Inhaber des Unternehmens und ein ehemaliger Beamter des Finanzamtes angeklagt.

Die Anklage sei "ein fantasievoll erzähltes Märchen" für die Medien, erklärte Boudous Rechtsanwalt Diego Pirota am Samstag dem Rundfunksender America. Er werde dagegen juristisch vorgehen. Der ehemalige Staatschef Eduardo Duhalde und andere Oppositionspolitiker forderten den Vizepräsidenten zum Rücktritt auf.  (APA, 28.6.2014)