(Licht auf den linken Sektor. Eine ältere Frau an einem Bügelbrett. Radio eingeschaltet.)

STIMME DER NACHRICHTENSPRECHERIN: ... gingen heute in Kärnten schwere Unwetter nieder. Keller wurden überflutet, im Raum Klagenfurt fielen tischtennisballgroße Hagelkörner vom Himmel.

DIE ÄLTERE FRAU (entsetzt): O mein!

(Sie eilt zum Telefon und wählt. Black. Licht auf den mittleren Sektor. Ein etwa fünfjähriger Knabe sitzt auf dem Boden und spielt mit Spielzeugautos. Das Telefon läutet. Der Knabe steht auf und nimmt das Gespräch an.)

DER KNABE: Hallo?

(Licht auf den linken und mittleren Sektor.)

DIE ÄLTERE FRAU: Robbilein? Die Oma. Ich will nur wissen, ob euch nichts passiert ist. Weil im Radio haben sie durchgesagt, dass ein Unwetter war. Tennisballgroße Hagelkörner.

DER KNABE: Was?

DIE ÄLTERE FRAU: Hagelkörner. Tennisballgroß.

DER KNABE: Hagelkönner?

DIE ÄLTERE FRAU: Ja! Gib mir einmal die Mama.

DER KNABE: Die trainiert grad.

DIE ÄLTERE FRAU: Dann hol sie! Ich rufe noch einmal an.

(Black. Licht auf den rechten Sektor. Eine jüngere Frau auf einem Hometrainer. Sie trägt Kopfhörer. Der Knabe tritt ein. Die Frau bemerkt ihn und nimmt den Kopfhörer ab.)

DER KNABE: Die Oma ruft gleich noch einmal an. Sie will wissen, ob uns was passiert ist, weil im Radio haben sie durchgesagt, es war ein Unwitter mit penisgroße Hagelkönner.

DIE JÜNGERE FRAU: Hagelkörner! (Halb zu sich:) Also, ich hab' nichts bemerkt ...

(Sie tritt ans Fenster und blickt längere Zeit nach draußen.

Black. Licht auf den mittleren Sektor. Der Knabe spielt mit den Spielzeugautos. Das Telefon läutet. Die jüngere Frau nimmt das Gespräch an. Licht auf den linken und mittleren Sektor.)

DIE ÄLTERE FRAU: Gerti, Gott sei Dank! Geht's euch gut? Ich hab' mir solche Sorgen gemacht, weil im Radio haben sie durchgesagt, dass bei euch ein Unwetter war mit -

DIE JÜNGERE FRAU: Ich weiß, ich weiß ... Es ist nichts passiert.

DIE ÄLTERE FRAU: Wirklich nicht? Weil sie haben gesagt -

DIE JÜNGERE FRAU: Mama! Wir sind schließlich nicht in Afrika.

(Vorhang)

Material: Ö3-Nachrichten, 23. 6. 2014

(Antonio Fian, DER STANDARD, 28./29.6.2014)