Blick Richtung Russland: "Es werden sehr enge und spannende Spiele im Herbst werden. Da können Kleinigkeiten entscheiden."

Für ÖFB-Teamchef Marcel Koller ist die Dienstreise zur Fußball-WM in Brasilien nach dem Ausscheiden Russlands beendet. Der Schweizer tritt am Freitagabend die Heimreise an, nachdem er zuvor Österreichs kommenden EM-Qualifikationsgegner in allen drei Gruppenspielen beobachtet hatte.

"In der Offensive sehr schnelle Spieler"

Die Russen starteten mit einem 1:1 gegen Südkorea, verloren dann 0:1 gegen Belgien und verspielten schließlich am Donnerstag durch ein 1:1 gegen Algerien den Aufstieg ins Achtelfinale. "Die Enttäuschung über das Ausscheiden nach der Vorrunde ist mit Sicherheit sehr groß. Russland hat in der Offensive sehr schnelle Spieler und es werden sehr enge und spannende Spiele im Herbst werden. Da können Kleinigkeiten entscheiden", wurde Koller in einer ÖFB-Aussendung zitiert.

Der Brasilien-Trip habe auf jeden Fall seinen Zweck erfüllt, denn vor Ort bekomme man einen anderen Eindruck als vor dem TV-Gerät. "Es war sehr gut und wichtig, das Team live zu sehen, aber wir spielen gegen Russland erst im November und man wird sehen, was bis dahin noch alles passiert", meinte Koller.

Capello will bleiben

Trainer der Russen könnte dann nach wie vor Fabio Capello sein. Ein Rücktritt ist für den Italiener jedenfalls kein Thema. "Wenn sie mich weiter wollen, mache ich weiter", sagte der, Italiener, mit 68 Jahren ältester Trainer der WM in Brasilien.

Hinterfragt wird in Russland, dass man als einziges Land ohne Legionär und nur mit Spielern aus der eigenen Liga nach Brasilien gereist ist. "Im Ausland spielen hilft jeden, sich zu verbessern und zu reifen. Wenn man immer nur in der eigenen Liga spielt und sich nicht mit anderen Umständen auseinandersetzen muss, ist es schwieriger, sich zu verbessern", sagte Capello.

Fitness der Teams beeindruckend

Koller wiederum fiel die Fitness der afrikanischen und südamerikanischen Mannschaften auf. "Die physische Präsenz ist beeindruckend, auch die Schnelligkeit und die technischen Fähigkeiten. Da sieht man genau, was gute Teams ausmacht. Du hast keine Zeit, den Ball anzunehmen und musst unheimlich präsent und fit sein und eine schnelle Wahrnehmung haben."

Zum Ausscheiden der europäischen Top-Nationen England, Portugal, Italien oder Spanien meinte der Teamchef: "Gerade am Beispiel England oder Spanien sieht man, wie schnell das bei so einem großen Turnier geht. Diese Teams sind sicher unter deren Wert geblieben, aber letztendlich entscheiden die Punkte."

Koller sah gute Belgier

Die Belgier werden laut Koller "noch weiterkommen", zum Titel dürfte es aber nicht reichen. Begeistert zeigte sich der Nationaltrainer von Chile, Deutschland und vor allem von den Niederlanden. "Es ist scheinbar gelungen, dass alle für das Team arbeiten. Das war bei Holland nicht immer so. Arjen Robben ist in einer überragenden Form und es ist eine Freude, diesem Team zuzusehen." (APA, 27.6.2014)