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Noroviren werden dort zum Problem, wo Menschen eng beieinander sind und zusammen essen: etwa bei Kreuzfahrten, Schulausflügen oder im Kindergarten.

Foto: AP Photo/F.P. Williams/EPA

Die gefürchteten Noroviren sind für fast jede fünfte Magen-Darm-Erkrankung weltweit verantwortlich. 18 Prozent der erfassten Fälle von Brechdurchfall werden von den Viren ausgelöst, ergab eine im britischen Fachjournal "The Lancet" vorgestellte Studie.

Keine Impfung 

Der Erreger sei so ansteckend, dass schon 18 Viren für eine Ansteckung ausreichten - und allein in einem Gramm menschlichen Stuhls fänden sich bereits eine Milliarde davon. Einen Impfstoff gegen Noroviren gebe es gegenwärtig nicht, so die Forscher. Die Ergebnisse zeigten, wie wichtig die Entwicklung eines solchen Präparats sei.

Das Team um Benjamin Lopman vom US-Zentrum für Seuchenbekämpfung und -vorbeugung in Atlanta hatte Daten aus 175 Publikationen berücksichtigt. Mehr als 187.000 Fälle von Brechdurchfall der vergangenen Jahre aus 48 Ländern waren darin erfasst.

Viele Infektionen

Auf Notfallambulanzen und stationäre Klinikaufenthalte entfielen demnach nur 17 Prozent der Noroviren-Fälle. Die Erreger verursachten also keineswegs nur die gefürchteten schweren, sondern sehr oft auch leichte Verläufe, schreiben die Forscher. Allein die schiere Menge an Infektionen sorge aber für viele schlimme Erkrankungen - allein in den USA gingen rund 800 Todesfälle jährlich auf Noroviren zurück.

Das Vorkommen in Entwicklungsländern sei ähnlich dem in industrialisierten Ländern. "Das zeigt, dass Noroviren anders als Bakterien und Parasiten nicht einfach durch eine verbesserte Trinkwasser - und Sanitärsituation kontrolliert werden können", wird Lopman in einer "Lancet"-Mitteilung zur Studie zitiert.

Die Analyse war von der Weltgesundheitsorganisation und dem niederländischen Gesundheitsministerium mitfinanziert worden. An Brechdurchfall sterben demnach 1,45 Millionen Menschen jährlich, in Afrika und Südostasien verursacht er mehr als ein Viertel der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren. Wie hoch der Anteil der Noroviren daran ist, sei noch unklar. Noroviren werden oft vor allem dort zum Problem, wo Menschen eng beieinander sind und am selben Buffet speisen: bei Kreuzfahrten zum Beispiel, Schulausflügen oder auch in Kindergärten. (APA, derStandard.at, 27.6.2014)