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Protest im Star Wars Outfit vor dem Moscone Center West in San Francisco.

Foto: NOAH BERGER / Reuters

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Ein riesiges Transparent sollte Google - und die auf den Einlass zu I/O Wartenden an das einstige Firmenmotto "Don't be evil" erinnern.

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Kurzfristig gelang es einer Aktivistin zudem die Keynote zu stören.

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Wenn Google zu seiner I/O-Konferenz nach San Francisco ruft, kommen Jahr für Jahr tausende EntwicklerInnen aus der ganzen Welt, um sich über die neusten Technologien des Unternehmens auf dem Laufenden zu halten. Nicht gänzlich überraschend, zieht Google nun aber erstmals auch eine Personengruppe an, die das Unternehmen wohl nicht ganz so herzlich begrüßen wird.

Auftritt

So hat sich zum Start der I/O 2014 eine Gruppe von DemonstrantInnen vor dem Moscone Center West zusammengefunden, die die Konferenz nutzen, will um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. In Star-Wars-Verkleidung und mit einem riesigen Darth-Vader-Plakat ausgestattet, verweist man auf Googles einst stolz vor sich hergetragenes Motto “Don’t be evil”.

Hintergrund

Konfliktpunkt ist dabei vor allem der anhaltende Boom der Techbranche im Silicon Valley und die damit verbundenen Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in San Francisco. So findet in den letzten Jahren eine massive Verdrängung von alteingesessenen EinwohnerInnen statt. Die Mieten in San Francisco sind mittlerweile dreimal so hoch wie im US-Schnitt, die Durchschnittsmiete in der gesamten Stadt liegt bei 2.700 US-Dollar. Alleine im vergangenen Jahr sind die Mietpreise im Schnitt um 12,3 Prozent gestiegen. Wer nicht in der traditionell sehr gut bezahlten Techbranche arbeitet, kann hier kaum mehr mithalten.

Ellis Act

Viele der Rauswürfe erfolgen dabei über den sogenannten “Ellis Act”, eine Regelung die von so manchen HausbesitzerInnen trickreich angewandt wird, um unliebsame - weil vergleichsweise kostengünstig wohnende - MieterInnen loszuwerden. Geht ein Hausbesitzer “out of business”, darf er sämtliche seiner Wohnungen räumen. Danach wird das Geschäft einfach neu aufgezogen. Eine Beschränkung dafür, wie oft dieses “Spiel” durchgezogen werden kann, gibt es nicht.

Warum Google?

Dass gerade Google in den Kern des Protests vorgerückt ist, liegt vor allem an zwei Faktoren: Einerseits nutzen die DemonstrantInnen damit sehr geschickt das Image des Konzerns, um auf die eigenen Anliegen aufmerksam zu machen. Zudem wird aber auch einem Google-Anwalt vorgeworfen, selbst aktiv an der Verdrängung seiner Nachbarn beteiligt gewesen zu sein, um deren Wohnungen übernehmen zu können - und in Folge zu einer Luxusbehausung umzubauen.

Keynote

Genau auf diesen Vorfall bezog sich denn auch eine weitere Aktivistin, der es gelang ins Konferenzgebäude vorzudringen und die Keynote der I/O zu stören. Ihr folgte nur wenige Minuten später ein zweiter Protestierer, der Google vorwarf Roboter zu bauen, die Menschen töten. Dabei bezog er sich wohl auf die Übernahme von Boston Dynamics, das ursprünglich vor allem vom US-Militär finanziert wurde, und hier noch laufende Verträge hat. Google hat allerdings auch schon angekündigt keine neuen Deals in dieser Richtung mehr eingehen zu wollen. Bereits einen Tag zuvor hat eine kleine Gruppe von DemonstrantInnen am Google-Gelände in Mountain View für Netzneutralität protestiert - dies unter dem Hashtag #OccupyGoogle.

Shuttle-Busse

Ein Nebenschauplatz dieser Konflikts war die Diskussion rund um jene Shuttle-Busse, mit denen Google und andere IT-Unternehmen ihre Angestellten täglich zwischen San Francisco und dem Silicon Valley herumkutschieren. Zumindest dieser Teil der Debatte dürfte mittlerweile aber wieder eingeschlafen zu sein, nachdem sich die Techkonzerne dazu verpflichtet haben, nur mehr 200 statt wie bisher 2.500 öffenltiche Bushaltestellen anzufahren. Auch hat Google zwischenzeitlich damit begonnen, alternative Transportwege auszuprobieren, etwa mithilfe von Schiffen.

Zu viel Schweigen

Dass die derzeit stattfindende, massive Gentrifizierung mittelfristig ein echtes Problem für San Francisco darstellen könnte, dürfte wohl auch Google selbst bewusst sein. Bisher hat sich aber weder der Suchmaschinenanbieter noch ein anderes der zahlreichen im Silicon Valley angesiedelten Unternehmen offensiv an der Suche nach einer Problemlösung beteiligt. Umgekehrt dürfte wohl auch den Anti-Google-DemonstrantInnen bewusst sein, dass die Techbranche ein wichtiges wirtschaftliches Rückgrat für die gesamte Region darstellt. Trotzdem zeigt all dies auch, dass das Ansehen Googles in weiten Teilen der Bevölkerung zuletzt deutlich gelitten hat.  (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 26.6.2014)