Bild nicht mehr verfügbar.

Die heimische Internetwirtschaft ist mit der derzeitigen Situation bei Musik-Lizenzierung nicht happy.

Foto: REUTERS/Rick Wilking

Die Zurverfügungstellung von Musik über ein Online-Portal ist keine einfache Angelegenheit. Um kleineren Content-Anbietern eine Chance gegen global agierende Konkurrenten einzuräumen, plädiert der Dachverband der österreichischen Internetwirtschaft (ISPA) für ein "internetfittes Urheberrecht" sowie ein einfacheres Lizenzierungssystem. Wenig Freude mit diesen Forderungen hat die Musikwirtschaft.

Territoriale Fragmentierung

Das wurde jedenfalls bei der Präsentation einer von der ISPA in Auftrag gegebenen Studie über rechtliche sowie praktische Hindernisse bei der Rechtelizenzierung am Mittwoch in Wien deutlich. Dafür wurden in fünf europäischen Ländern - Österreich, Deutschland, Großbritannien, Polen und Frankreich - Rahmenbedingungen und allfällige Hindernisse erhoben, die in punkto Rechtemanagement für Content-Anbieter schlagend werden könnten. Zentrale Erkenntnis: Nicht nur die unterschiedlichen Urheber- und Leistungsschutzrechte, sondern vor allem eine territoriale Fragmentierung stelle eine Herausforderung dar, wie Rechtswissenschafter Andreas Wiebe erläuterte.

Neben Autoren-, Komponisten- und Produzentenrechte für das jeweilige Musikstück ist nämlich eine eigene Lizenzierung für all jene Länder notwendig, in denen das Musik-Portal zur Verfügung stehen soll. "Man könnte in Zeiten der EU eine Vereinheitlichung vermuten, aber die Differenzen sind tatsächlich sehr groß", unterstrich Georg Hitzenberger, ISPA-Vorstand und play.fm-Gründer.

Hohe Kosten für Start-ups

Studien-Koordinator und -Mitautor Wiebe untermauerte diesen Eindruck: "Es gibt kaum einen Bereich, der komplexer und intransparenter ist als die Online-Lizenzierung von Musikwerken." Was letztlich zu hohen Kosten für die Start-ups führen würde. Die Rede war in diesem Zusammenhang von 3,5 Mio. Euro für Verhandlungen und Lizenzgebühren im ersten Jahr, wenn ein Online-Musikdienst in den fünf genannten Ländern starten wolle. Aufgrund der schwierigen Datenlage handle es sich allerdings nur um eine Annäherung, wie Wiebe erklärte.

Verbesserung erhofft man sich aufgrund der EU-Richtlinie zur kollektiven Rechtewahrnehmung und der Vergabe von Mehrgebietslizenzen betreffend Online-Musik, die im April in Kraft getreten ist und binnen zwei Jahren von den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss. Sie sieht etwa Informationen über Rechte und Tarife auf den Webseiten der Verwertungsgesellschaften vor. Seitens der Internet Service Provider hofft man aber auf eine weitere Vereinfachung, was über Lizenzierungsknoten, sogenannte "Hubs", und eine damit verbundene Verringerung der potenziellen Ansprechpartner passieren soll.

Kritik von IFPI

Kritik kam vom Fachverband der Film- und Musikindustrie: Dessen Geschäftsführer Werner Müller stellte "das Wundermittel eines Hubs" infrage und gab zu bedenken, dass eine zunehmende Zentralisierung "primär sicher nicht den kleinen Anbieter nützen wird". Thomas Böhm vom Verband der österreichischen Musikwirtschaft (IFPI) fand wiederum die genannten Lizenzierungskosten "an den Haaren herbeigezogen". (APA, 25.6.2014)