Nach japanischer Robatayaki-Tradition werden Fleisch, Fisch und Gemüse der Glut und den Flammen ausgesetzt.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Allerhand Spieße, aber auch kurz angegrilltes Tataki vom Holzkohlen-Robata.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Nun gilt das Karmeliterviertel als essenzielle Bobo-Ecke der Stadt, wofür die vielen Kinderwägen, die vollen Fahrradständer und die kreativ genutzten Gassenlokale ebenso sprechen wie die Caffè-Latte-Dichte auf dem zur Lokalmeile umfunktionierten Markt. Was dagegen spricht, ist das weitgehende Fehlen von Lokalen, die sich den Küchen Asiens in qualitätsvoller Weise widmen. Das dachte sich auch Wolfgang Krivanec, als er sein Okra 1020 in jenem Haus eröffnete, wo das Skopik & Lohn residiert. Dass Krivanec nicht schon am Namen als Experte asiatischer Küchentraditionen erkannt wird, könnte daran liegen, dass seine japanische Frau Ryoko bei der Hochzeit seinen Namen annahm - und nicht umgekehrt.

Zwischen Thailand und Japan

Krivanec war jahrelang zwischen Thailand, wo er als Hotelmanager arbeitete, und Japan unterwegs. Wie profund seine Kenntnisse sind, lässt sich auch daran ablesen, dass Krivanec Joachim Gradwohls Mann fürs Asiatische gewesen wäre, wenn - ja wenn - das in letzter Sekunde zum Rohrkrepierer verurteilte Wien-Hotel der in Singapur beheimateten Shangri-La-Gruppe am Schubertring etwas geworden wäre. Krivanec hatte im Vorfeld bereits längere Zeit in Singapur zugebracht, um in den Shangri-La-Küchen auf den Stil des Hauses eingeschworen zu werden.

Mittags Suppe - Abends Grill

Im Vergleich dazu nimmt sich die nunmehrige Wirkungsstätte, ein vormaliges Espresso und noch vormaligerer Cevapcici-Grill, bescheiden aus. Allerdings verfügt Krivanec hier - eben deswegen - über einen Holzkohlengrill, auf dem er nach japanischer Robatayaki-Tradition allerhand Spieße, Fleisch, Fisch und Gemüse der Glut und den Flammen aussetzt. Der Grill wird nur abends angeheizt, mittags gibt es neben sorgfältig zubereiteten Varianten der mythischen Ramen-Nudelsuppe (einerseits mit allerhand Gemüse, anderseits klassisch, also zusätzlich mit mariniertem, mürb geschmortem Schweinefleisch und in Tee gegarten Eiern) verschiedene Donburi-Varianten und Maki-Rollen. Die sind aber ganz anders als die patzig-feuchten Radln, mit denen man in allzu vielen Sushibuden abgespeist wird.

Das beginnt schon beim exakt gegarten, bissfesten und zart aromatischen Reis und wird durch fein marinierten Rohfisch, knackiges Gemüse und, nicht zuletzt, echt guten Ingwer zum Gaumenputzen ergänzt. Dass vorerst nur Böslachs und Tunfisch sowie Unagi zur Auswahl stehen, soll sich ändern, sobald alles eingespielt ist.

Donburi-Reisschüsseln

Der köstliche Reis ist auch bei den Donburi-Schüsseln die Grundlage, dazu gibt es Lachs oder Rind vom Grill und kurz im Wok behandelte Pilze und Gemüse - sehr gut. Auch bei den Grillspießen soll das Angebot noch ausgeweitet werden (Hühnerhaut! Innereien!), einstweilen beeindrucken speziell die Gemüse mit knackiger Konsistenz und feiner Würze. Die merkt man auch bei Tuna tataki, knapp gegrillt und ebenso unkonventionell wie gelungen, mit würzigem Rhabarber, Melone und Yuzu-Dressing kombiniert.

Zu alldem gibt es Weitra vom Fass, was bekanntlich immer ein guter Zug ist. Schön langsam scheint die Gegend um den Markt tatsächlich bobo zu werden. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 27.6.2014)