Wien - Peter Hochegger ist entweder Held oder Bösewicht. Darüber befinden wird das Wiener Handelsgericht, in dem am Dienstag der Zivilprozess Immofinanz gegen Hochegger und seine Agentur Astropolis und Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovics begann. Es geht um eine Provision von etwa 9,6 Millionen Euro, die Hochegger von Petrikovics dafür zugesichert bekommen haben soll, dem Immofinanz-Konsortium bei der Privatisierung der Buwog "Informationen zu liefern". Hochegger habe dann den entscheidenden Tipp gegeben, die CA Immo wurde um nur 1,2 Millionen überboten. Geht es nach Petrikovics, fällt Hochegger in die Kategorie Held. Das Geschäft habe der Immofinanz 1,2 bis 3 Milliarden an Gewinn gebracht. Die Millionen für Hochegger seien dafür eine vernachlässigbare Summe.
Der PR-Manager sei doppelt wertvoll gewesen. Erstens habe er der Immofinanz den Tipp gegeben, sich mit österreichischen anstatt mit ausländischen Gesellschaften zusammenzutun. Die patriotische Variante komme besser an. Zweitens werde in Wien viel geredet und getratscht. Hochegger höre viel, das habe sich als außerordentlich wertvoll erwiesen. Konkret will er aber Hochegger nie gefragt haben, woher er die Information über die zu bietende Summe habe.
Für die jetzige Immofinanz ist Hochegger der Bösewicht. Das Unternehmen fühlt sich vom Geschäft mit ihm geschädigt, klagt deshalb ihn und seinen ehemaligen Chef Petrikovics auf Schadenersatz. Geht es nach der Immofinanz, dann ist die Information nicht von Hochegger gekommen. Der zu bietende Betrag sei in der Immo-Branche kein Geheimnis gewesen, sagen die Anwälte. Viel mehr sei das Geld via Hochegger in die Taschen von FPÖlern geflossen.
Geheime Provision
Das Geschäft von Petrikovics und Hochegger war jedenfalls kein alltägliches. In der Immofinanz wusste laut Petrikovics kaum jemand davon, in den Geschäftsunterlagen fände sich keine Kopie des Vertrags. Die Provision sei deshalb geheim abgewickelt worden, weil er sein Unternehmen nicht im Zusammenhang mit Lobbying in den Medien lesen wollte. Erst Jahre nach der Privatisierung wurde die geheime Provision bekannt. Hochegger hatte einen Teil an Walter Meischberger weitergegeben, der diesen wiederum auf verschiedene Konten in Liechtenstein aufteilte. 2009 erstatteten beide Selbstanzeige, weil die Provision nie versteuert wurde. Hochegger selbst sagte am Dienstag nach Redaktionsschluss aus, die Anhörung von Martina Postl, die den Buwog-Deal für die Immofinanz operativ leitete, wurde mangels Zeit verschoben. (sat, DER STANDARD, 25.6.2014)