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Miguel Herrera brach nach Mexikos Aufstieg aus, wie der Popocatépetl zuletzt im Juni des Vorjahres.

Foto: APA/AP/Josek

Recife - Die Zusammenschnitte seiner legendärsten Auszucker im Freudentaumel in Brasilien sind längst nicht mehr nur auf ein paar Sekunden beschränkt und auf diversen Videoplattformen im Internet bereits ein Hit.

Der positive Furor, der in Mexikos Trainer Miguel Herrera wütet, kulminierte am Montag nach Andrés Guardados Treffer zum 2:0 gegen Kroatien: Der nur 1,68 Meter große Herrera ballte die Fäuste, schrie seine Verzückung heraus, sprang wie ein Gummiball auf und ab, schnappte sich Paul Aguilar und wälzte sich ohne Rücksicht auf den feinen Zwirn und das schneeweiße Hemd mit dem Abwehrspieler innerhalb des Spielfeldes auf dem feuchten Gras. Dann rappelte sich Herrera auf, streckte mit offenem Mund erneut seine Faust gen Himmel - und keine halbe Sekunde später hielt er seinen in vollem Lauf daherspringenden Goalie Guillermo Ochoa in den Armen.

Herrera ist der Star an der Outlinie einer Mannschaft, die im Verlauf einer durchwachsenen WM-Qualifikation seit 2012 gleich drei Trainer verschlissen hat. Der 46-Jährige, erst seit November des Vorjahres für El Tri verantwortlich, schaffte es, eine gespaltene Mannschaft zu einen. Und diese hat vor dem Achtelfinale am 29. Juni gegen die Niederlande noch nicht genug. "Wir sind bereit", sagte Herrera nach dem 3:1 gegen Kroatien. "Oder sehen Sie mich zittern?"

Zum sechsten Mal in Folge steht Mexiko im Achtelfinale. Aber es ist 28 Jahre her, dass Mexiko zuletzt ein Viertelfinale schmückte. Diese Durststrecke soll mit Herrera enden. "Welch ein Stolz!", twitterte Staatspräsident Enrique Peña Nieto. "Ihr seid ein großes Team! Viva México!" Die Herausforderung namens Niederlande will Herrera "mit der gleichen Intensität angehen wie bisher".

Herreras Erfolgsrezept als Trainer ist eines, an das sich der Spieler Herrera nicht gehalten hat: Disziplin. Nicht umsonst brachte es der aufgrund seiner Spielweise "El Piojo" (Die Laus) genannte Verteidiger, der ausschließlich in seinem Heimatland wirkte, nur auf 14 Einsätze im Team. Die WM 1994 verpasste er, obwohl er die Zusage von Coach Miguel Mejia Baron hatte.

Fifa untersucht

Die Euphorie in Mexiko kennt derzeit jedenfalls keine Grenzen. 25.000 angereiste mexikanische Zuschauer sorgten in Recife gegen Kroatien für einen Hexenkessel - und für eine Untersuchung der Fifa wegen verbaler homophober Entgleisungen der Fans. Der 35-jährige Abwehrchef und Kapitän Rafael Márquez, den alle im Team "Boss" nennen, stellte seine herausragende Stellung mit dem Führungstreffer unter Beweis. Nach dem Aufstieg erlaubte Herrera seinen Spielern eine Feier mit ihren Familien im Teamhotel. "Wir wollen Geschichte für unser Land schreiben", kündigte Márquez an. (krud; DER STANDARD, 24.6.2014)