Aktive Interessenvertretung hat in Österreich noch keine besonders lange Tradition. Bis in die 1990er-Jahre und darüber hinaus war es üblich, das, was heute Public Affairs genannt wird, ausschließlich an Kammern und Verbände zu delegieren. Langsam aber fasse der Bereich auch hierzulande Fuß und gewinne an Anerkennung. Zu diesem Schluss kommen die Autoren der "Österreichischen Führungskräfte-Lobbying-Studie 2014".

Untersucht wurde der Stellenwert von Lobbying für heimische Führungskräfte und in welcher Form respektive durch wen Unternehmen ihre Interessen vertreten lassen. Erstellt wurde die Studie von Kovar & Partners in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF). 357 Personen nahmen an der Befragung teil: darunter Chief Executive Officers, Geschäftsführer und Manager der ersten bis dritten Ebene.

Welche Motive treiben Lobbying an?

Rund ein Viertel der Befragten wertet laut Umfrage Public-Affairs-Management als einen wesentlichen Faktor für den Unternehmenserfolg; 53,7 Prozent geben an, dass darüber wichtige Informationen und Entscheidungsgrundlagen geliefert werden. Einen geringen Stellenwert hat Public-Affairs-Management für 23,6 Prozent der Befragten. 12,7 Prozent erkennen darin gar keinen Wert. Generell gelte: Je größer das Unternehmen, umso mehr Bedeutung wird dem Lobbying zugesprochen.

Welche Ziele aber werden mit aktiver Interessenvertretung verfolgt, welche Motive treiben die Unternehmen an? Laut Studie stehe der Wunsch, Kontakte zu anderen Bezugsgruppen herzustellen, an erster Stelle (65,9 Prozent). 62,6 Prozent nannten Kontakte zu Regierung und Verwaltung als Motiv. 44 Prozent der Befragten gaben an, sich Unterstützung bei Projekten zu erhoffen bzw. zu relevanten Informationen zu kommen (47,8 Prozent). Im Schnitt betreiben 22 Prozent Lobbying bei Regulierungsangelegenheiten, heißt es weiter. Und die Mitwirkung bei der Erlassung von Normen ist für rund 36 Prozent von Bedeutung.

Wer lobbyiert (besser)?

Die Untersuchung zeige, dass Unternehmen - in Sachen Lobbying - hohes Vertrauen in ihre Mitarbeiter haben: Rund zwei Drittel (71,2 Prozent) der großen Unternehmen betrauen Mitarbeiter mit Aufgaben des Public-Affairs-Managements. 42,8 Prozent haben eigene Public-Affairs-Mitarbeiter. 49,8 Prozent der Unternehmen vertrauen ihre Interessen aber auch weiterhin gesetzlichen Vertretungen wie etwa Kammern an. Die größten Erfolge beim Lobbying haben laut Umfrage die Finanzwirtschaft/Banken, gefolgt von der Arbeitnehmervertretung und der Industrie sowie Landwirtschaft. (haa, DER STANDARD, 21.6.2014)