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Ja, aber zu General Electric: Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg.

Foto: Reuters/Tessier

Vergangenen Freitag durften sich die Franzosen wieder einmal in der Rolle der Grande Nation gefallen, die in hitzigen Gefechten den patriotischen Kopf bewahrt: Die blau-weiß-rote Nationalelf überfuhr zum einen bei der WM die Schweizer Nachbarn mit dem Tempo eines TGV. Zum anderen machte die Regierung ausländischen Konzernen klar, was und vor allem unter welchen Bedingungen sie in Frankreich übernehmen dürfen. Der US-Konzern General Electric darf bei Alstom mitspielen, steht aber letztlich unter Kuratel des französischen Staates.

Mann der Stunde ist Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg, der zumindest in sozialistischen Kreisen für diesen Coup über den grünen Klee gelobt wird. Die konservative Tageszeitung Le Figaro hält den Einstieg des Staats in die französische Industrie-Ikone angesichts leerer Kassen zwar für einen hohen Preis, um den Ehrgeiz eines Ministers zu befriedigen, konzediert jedoch auch: "Der Verteidiger des 'Made in France' hat seine erste Schlacht gewonnen." Spekulationen, die den 51-Jährigen als möglichen Premierminister handeln, erhalten neue Nahrung.

Bereits im Alter von 18 Jahren war der Sohn der aus Algerien stammenden Essayistin Leïla Ould Cadi und des Finanzinspektors Michel Montebourg dem Parti Socialiste beigetreten, wo er sich früh einen Namen als linker Querdenker machte. Nachdem er 1997 den Einzug in die Nationalversammlung geschafft hatte, wollte er sofort den konservativen Präsidenten Jacques Chirac vor Gericht zerren und eine VI. Republik ausrufen.

Als er Ende 2012 zum Minister für produktive Wiederaufrichtung ("redressement productif") ernannt wurde, legte er sich mächtig ins Zeug, um sich als selbsterklärter "Entglobalisierer" landauf, landab für die französische Industrie und deren Arbeiter starkzumachen. "Ich bin der Notfallarzt in der Regierung", lautete sein Credo, das auch bei Frankreichs Unternehmen gerne gehört wurde.

Diesen April avancierte er unter Ministerpräsident Manuel Valls zum Minister für Wirtschaft und Industrie. Bei Auftritten gibt er sich gerne staatsmännisch, wobei der von 1997 bis 2010 mit der Gräfin Hortense de Labriffe Verheiratete (gemeinsam haben sie zwei Kinder) ob seines Hangs zur Theatralik und seines aristokratischen Vokabulars gern bespöttelt wird. Privat liiert ist der Sozialist mit der Journalistin Audrey Pulvar, die seinetwegen auf ihren Fernsehjob verzichten musste. (Karin Tzschentke, DER STANDARD, 24.6. 2014)