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Die Südkoreaner sind ziemlich frustriert. Das 2:4 gegen Algerien macht die Situation nahezu aussichtslos.

Foto: AP/Sohn

Brasilia - Die japanischen Fans sind immerhin vorn dabei. In blauen Müllsäcken sammeln sie nach jedem Spiel ihren Abfall. Damit sind sie ihrer enttäuschenden Mannschaft weit voraus: Der Scherbenhaufen, den Shinji Kagawa und Kollegen bisher in Brasilien hinterließen, hat beträchtliche Ausmaße angenommen. "Natürlich hatte ich mir mehr versprochen", sagt Kagawa. Die Erwartungen waren groß, die Enttäuschung ist noch größer. Der Asienmeister steht vor dem Aus. Gleiches gilt für den Iran, der aber immerhin gegen Argentinien beim 0:1 ein starkes Spiel ablieferte.

Australien ist bereits gescheitert. "Die "Socceroos", die seit 2006 dem asiatischen Verband AFC angehören, ereilte dieses Schicksal nach zwei Niederlagen, wobei zumindest das 2:3 gegen die Niederlande ehrenvoll war.

Südkorea erlebte am Sonntag ein bitteres 2:4 gegen Algerien. Vom Halbfinaleinzug, wie er den Koreanern vor zwölf Jahren gelungen war, spricht längst keiner mehr. "Ich weiß nicht, ob der asiatische Fußball an Qualität verloren hat oder die anderen besser werden. Ich hoffe, dass der asiatische Fußball daran arbeiten wird und wir uns mehr verbessern in Zukunft", sagt Südkoreas Trainer Hong Myung-bo.

Im Schatten der Türme

Schon die beiden WM-Turniere zuvor waren eine Enttäuschung. 2006 hatte kein asiatisches Team die Gruppenphase überstanden, 2010 war für Japan und Südkorea im Achtelfinale Schluss.

Hinter den beiden "Leuchttürmen" des Kontinentalverbands wird es ohnehin dünn. Während die Kogastgeber von 2002 dank J-League (seit 1992) und K-League (1983) seit Jahrzehnten über etablierte Profiligen verfügen, versuchen es Länder wie Saudi-Arabien und Katar mit viel Geld und dem Import ausländischer Stars. Das schafft mediale Aufmerksamkeit, mehr aber auch nicht. Hinzu kommen ganz andere, unliebsame Probleme. Vorwürfe zu Spielmanipulationen und Korruption in Südostasien werfen kein gutes Licht auf die Ligen in Asien.

Größe ist nicht alles

Das häufige Argument der körperlichen Nachteile will in Asien dagegen niemand gelten lassen. Fast zehn Zentimeter kleiner ist der Durchschnittsjapaner (1,70 Meter) im Vergleich etwa zum Griechen (1,79 m), am Donnerstag spielten beide im direkten Duell 0:0. "Klar, die Griechen sind viel größer als wir. Aber wir haben unsere eigenen Stärken", sagte Kapitän Makoto Hasebe.

Vor allem Schnelligkeit und Kondition wird den Asiaten, allen voran den Japanern, zugebilligt. Zu einem echten Aufschwung, wie er Japans Frauen in den vergangenen Jahren gelang, reicht dies aber nicht.

Die seit 2006 möglichen fünf WM-Startplätze hat Asien noch nie voll ausgeschöpft, die Playoff-Spiele gegen den Vertreter aus Nord- und Mittelamerika (2006, Trinidad und Tobago) oder Ozeanien (2010, Neuseeland) gingen verloren. Für das Turnier in Brasilien scheiterte zuletzt Jordanien an Uruguay ganz deutlich.

Was bleibt, ist die Hoffnung. "Noch sind wir im Rennen, auch wenn es eng wird", sagt Japans Kagawa vor dem Endspiel gegen Kolumbien. Nur ein Sieg wird am Dienstag helfen, um doch noch ein paar Spuren in Brasilien zu hinterlassen. (red, DER STANDARD, 24.6.2014)