Frankfurt/Frankfurt am Main - In der Debatte um Frauenquoten in der Wirtschaft geben sich die Chefs großer Konzerne in der "Bild am Sonntag" als Fans weiblicher Führungskräfte. Von den Vorständen der 30 Dax-Konzerne sind aber nur sechs Prozent weiblich.

Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen kündigte in der Zeitung an, die Bank wolle mehr Frauen für ihren erweiterten Vorstand gewinnen. "Wir freuen uns, Sylvie Matherat als erste weibliche Kollegin für das Group Executive Committee gewonnen zu haben und weitere werden folgen", zitiert das Blatt Fitschen. "Um erfolgreich zu sein, brauchen wir eine diverse Belegschaft und die richtige Mischung an Fähigkeiten und Talenten. Deshalb wollen wir Vielfalt auch in den Management-Funktionen erhöhen", sagte der Co-Chef der Bank.

Vergangene Woche hatte die Bank bekanntgegeben, dass die französische Notenbankerin Matherat als erste Frau in den erweiterten Führungszirkel der Bank aufrückt. Im eigentlichen Vorstand sitzen bei der Bank allerdings sieben Männer.

Lob der Vielfalt

Commerzbank -Chef Martin Blessing sagte der Zeitung, "wir sind überzeugt, dass gemischte Teams die besten Ergebnisse für die Commerzbank bringen." Allerdings: Der siebenköpfige Vorstand des vom Steuerzahler in der Finanzkrise geretteten Instituts besteht nur aus Männern.

Allianz-Vorstand Werner Zedelius wiederum sagte der Zeitung, er verspreche sich von einer ausgewogenen Präsenz von Männern und Frauen auf allen Ebenen "Talente und das Potenzial auszuschöpfen, die das Unternehmen und die Gesellschaft bieten". Im elf Mitglieder starken Vorstand des Versicherungsriesen findet sich eine Frau.

Auch die Chefs von RWE, ThyssenKrupp, Conti und K+S loben in dem Blatt die Vielfalt - allerdings sitzt bei ihren Führungs-Treffen noch keine einzige Frau als Vorstand mit am Tisch.

Spitzenreiter Lufthansa

Spitzenreiter unter den Dax-Firmen bei der Berufung von Frauen in den engsten Führungszirkel ist die Lufthansa, hier ist der Vorstand fast paritätisch besetzt. Zwei Frauen sitzen neben drei Männern. Die Lufthansa hat auch die einzige Finanzchefin eines Dax-Konzerns, Simone Menne. Von den insgesamt 173 derzeit amtierenden Dax-Vorständen sind nur elf Frauen, die vorwiegend für das Ressort Personal verantwortlich sind. Die Chefs der 30 Dax-Konzerne sind ausschließlich Männer.

Die SPD hatte im März trotz Kritik aus der Wirtschaft eine gesetzliche Frauenquote in Führungsetagen von Unternehmen auf den Weg gebracht. Familienministerin Manuela Schwesig und ihr Justizkollege Heiko Maas kündigten an, die Aufsichtsräte von rund 110 großen börsennotierten Unternehmen sollten künftig mindestens zu 30 Prozent aus Frauen bestehen. Von den 30 DAX-Konzernen erfüllen diese Vorgabe bislang lediglich acht. Für Vorstände soll es hingegen keine feste Quote geben. (APA, 22.06.2014)