Wer Woche für Woche Wirten und Köchen Zensuren verteilt, ohne es selbst besser zu können oder zu wissen, verdient selbst einen Fleck. Gerne diesen:
Die Gelegenheit für einen Stainzer Fleck war günstig: Aus dem Süden der Steiermark, vom rouhschinkenbrouttechnisch immer wieder netten Bockmoar, auf dem Weg zu zwei prächtigen Kärntner Wirten, einen davon haben Sie ja hier schon serviert bekommen. Zwischen diesen kulinarischen Wegmarken lag der Stainzerhof. Und sein Stainzer Fleck (7 Euro) . Dünner, fester, schön säuerlicher Flammkuchen, mir fehlt da leider ein österreichischer klingender Begriff, mit Schinken und Lauch.
Die Wunderbare wiederum konnte daran nicht vorbeibestellen:
Hühnerleberparfait im Kürbiskernmantel (6,50), eine überaus gelungene Paarung, mit Birnenchutney und Rosinenbrioche. Ich hab meine Leber ja grundsätzlich lieber unpüriert und bin auch bei Kürbismänteln für diverse Speisen eher skeptisch. Aber dieses Parfait war denn doch eine cremig-fette Freude.
Vielleicht lag's an der (Feiertags-)Mittagszeit, dass ich auf der Karte weder den Fisch-Aufguss vom "Höllerhansl" finden konnte noch die "kräftige Niere" zum butterzarten Kalbsrücken, von denen ich anderswo lese. Vermutlich wird das Angebot am Abend ein bisschen spannender,
Hoffentlich spannender jedenfalls als die "Bio-Spargel-Fleckerl" mit Spiegelei und Schnittlauch (8,90) der Wunderbaren, die ihre Leber offenbar ein bisschen mit Vegetarischem ausbalancieren wollte.
Die warteten - im Mai - nämlich nur mit einer Überraschung auf: eingelegter weißer Spargel, im besten Fall als (leider ziemlich) saurer Akzent gedacht.
Ich indes vermochte die panierbegeisterte Wunderbare mit meiner völlig freiwillien Bestellung zu überraschen:
Ein sehr ordentliches, ordentlich portioniertes Kalbswiener (19 Euro). Da muss man ja grundsätzlich keine besonderen Aufregungen erwarten, und so war es denn auch.
Und wenn wir vorhin bei Zensuren waren: Die kundigen Posterinnen und Poster benoten Schmeck's ohnehin Woche für Woche mit ausgeprägtem Realismus. Da kann man sich über Fleck aus Stainz richtig freuen. (Harald Fidler, derStandard.at, 24.6.2014)