Ramallah - Die israelischen Sicherheitskräfte haben die Suche nach drei im Westjordanland vermissten Jugendlichen verstärkt. Am Samstag rückten Hunderte Soldaten in Hebron ein, wo sie nach Zeugenberichten mit Hausdurchsuchungen begannen. Am Vortag hatte die Armee die Stadt zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Nach Angaben der Armee wurden zehn weitere Palästinenser festgenommen.

Seit Beginn der Suchaktion vor gut einer Woche wurden damit nach israelischen Angaben insgesamt 330 Palästinenser in Haft genommen. Darunter sind auch 51 Männer, die vor drei Jahren im Gegenzug für die Freilassung eines israelischen Soldaten aus dem Gefängnis entlassen worden waren.

Belastender Vorfall

Israel wirft der radikal-islamischen Hamas vor, die drei Religionsschüler entführt zu haben. Seit dem 12. Juni fehlt von ihnen jede Spur. Bisher hat sich niemand zu einer Entführung bekannt oder Lösegeldforderungen gestellt. Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas hat die mutmaßliche Entführung der Jugendlichen verurteilt und Israel Zusammenarbeit bei der Suche angeboten. Zugleich hat er das Vorgehen Israels im Westjordanland als unverhältnismäßig kritisiert.

Der Vorfall belastet auch den Versöhnungspakt zwischen der Fatah von Abbas und der Hamas. Der palästinensische Außenminister Riad al-Maki sagte Reuters am Freitag, sollte sich herausstellen, dass die Hamas hinter der Entführung der Religionsschüler stecke, sei das Abkommen zwischen den rivalisierenden Palästinensergruppen in Gefahr.

In Ramallah durchsuchten Soldaten in der Nacht zum Samstag auch die Räume einer Produktionsfirma, die Beiträge unter anderem für den mit der Hamas verbundenen TV-Sender Al-Kuds herstellt. Eine Militärsprecherin sagte, es seien Elektronik-Teile und Speichermedien gefunden worden, die der Hamas gehörten und die zu Terrorzwecken eingesetzt worden seien. Einzelheiten nannte sie nicht. (APA, 21.6.2014)