Faymann ist nicht da, Spindelegger ist nicht da. Sie weilten diese Woche ein paar Tage im Ausland. Gut so. Nicht weil sich vielleicht manche eine Faymann-Spindelegger-freie Zone wünschen - ohne gegenseitiges Gestichel, ohne Endlosschleife der Slogans ("Millionärssteuer!", "Keine neuen Steuern!") und ohne die ganze ermüdende Doppelconférence ohne Esprit.

Es ist gut, weil Kanzler und Vizekanzler die Welt da draußen wahrnehmen; vielleicht etwas lernen wollen oder andererseits ein paar gute österreichische Erfahrungen nach draußen vermitteln. Spindelegger ist ins von einer Mitte-rechts-Koalition regierte Schweden gefahren, um zu lernen, wie in einem der perfektesten Wohlfahrts- (und Steuer-)Staaten Reformen auch tatsächlich durchgeführt wurden. Faymann reiste auf den Balkan, nach Serbien, und Bosnien-Herzegowina, wo man an Europa anschließen will, aber noch immer durch Nationalismus, Korruption und autoritäre Mentalität behindert wird. Faymann war einmal unmissverständlich: Ohne Rechtsstaat geht nichts.

Man könnte nun meinen, sie sollten sich um die Strudelteigpolitik im eigenen Land kümmern. Aber wir leben wieder in Zeiten, in denen die Welt da draußen wieder interessant, ja bedrohlich wird. Krieg in Europa (Ukraine), Gefahr einer Auflösung des halben Nahen Ostens. Europa ist immer noch wachstumswackelig. Provinzialismus war gestern. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 21.6.2014)