Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) warnt eindringlich vor einem "Landarzt-Sterben". Bei einem Symposium wurden Lösungsansätze erörtert, um Landpraxen auch künftig attraktiv für den medizinischen Nachwuchs zu machen. Auch die aktuelle Debatte über Konzepte für die Primärversorgung ist in diesem Zusammenhang Wasser auf die Mühlen der Kammer und ihr "Hausarzt-Modell".

Landarztzuschlag gefordert

Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie niedergelassener Ärzte in der ÖÄK, sah bei dem Symposium ein "Krisenszenario" herandräuen: "In den nächsten zehn Jahren wird mehr als jeder Zweite der derzeit rund 1.600 niedergelassenen Landärzte in Pension gehen", so seine Prognose. Ob sich Nachfolger in ausreichender Zahl finden, sei aufgrund enormer Arbeitsbelastung und inadäquater Honorierung dieser Leistungen fraglich.

Womit schon eine Kernforderung angesprochen wäre, nämlich die Bezahlung. Die Ärztekammer tritt für ein "leistungsgerechtes Honorarsystem" ein, das insbesondere die "längere Arbeitszeit der Landärzte" abgelte. Auch ein "Landarztzuschlag" und die Aufhebung von sogenannten Limitierungen und Degressionen, das heißt, dass ärztliche Leistungen ab Erreichen einer bestimmten Anzahl niedriger honoriert werden, werden gefordert.

Mehr Flexibilität

Strukturell verlangt die Kammer nach flexibleren Gestaltungsmöglichkeiten für Landarzt-Praxen. Dazu gehörten Gruppenpraxen, die Anstellung von Ärzten durch Ärzte oder Timesharing- und Bereitschaftsmodelle. Die Primärversorgung müsse voll und ganz auf den Haus- und Vertrauensarzt als ersten Ansprechpartner bauen.

Der Nachwuchs soll schon während des Medizinstudiums für die Arbeit auf dem Land begeistert werden, nämlich durch eine "verpflichtende, einjährige, öffentlich finanzierte Lehrpraxis". Und die Landärzte bräuchten uneingeschränktes Recht auf Führen einer Hausapotheke, denn diese sei als Einkommensquelle ebenso wichtig wie für die Versorgung der Bevölkerung.

Internationales Problem 

Österreich steht mit seinem Landarzt-Problem nicht alleine da. Auch Markus Beck von der Bayerischen Landesärztekammer berichtete von einem "Nachwuchsmangel" vor allem im dünner besiedelten ländlichen Raum. Auch in Deutschland spiele die "Honorarfrage" ebenso eine Rolle wie Versuche, schon auf der Uni die Landarzt-Zunft zu bewerben.

Ideen für Arbeitszeit und neue Kooperationen werden auch beim Nachbarn gewälzt. Und in der Schweiz sehen die Probleme kaum anders aus, so Remo Osterwalder (Zentralvorstand der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH): Dort hat man allerdings festgestellt, dass "finanzielle Anreize keine Lösung" seien und konnte vor allem mit Praktikumsplätzen für Assistenzärzte punkten. "Regionale Bedürfnisse bedürfen variabler Lösungen", so das Credo in der Schweiz. (APA, derStandard.at, 20.6.2014)