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Ein Wachbeamter vor der NSA-Zentrale in Fort Meade

Foto: APA/EPA/Lo Scalzo

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Ein Datenzentrum der NSA in Utah, USA: Hier werden die abgefangenen Kommunikationen analysiert

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Die Special Source Operations-Einheit hat Fiberkabel-Knotenpunkte im Visier

"Third Party"-Partnerstaaten helfen der NSA, weltweit Daten abzusaugen

Die NSA saugt mit Hilfe von Drittpartnern an Internetknoten Kommunikationsdaten ab: Das belegen neue Dokumente aus dem Snowden-Archiv, die vom dänischen Dagbladet gemeinsam mit der Snowden-Vertrauten Laura Poitras publiziert wurden. Bislang war eine solche Kooperation nur zwischen britischem GCHQ und NSA bekannt, laut den Unterlagen sollen aber Geheimdienste einer Vielzahl von Ländern aktiv Daten an den US-Militärgeheimdienst weiterleiten.

Knotenpunkte im Visier

Das Prinzip: Partnerländer saugen an bestimmten Internetknotenpunkten alle Daten ab, leiten diese an ein "Datenzentrum“ weiter, wo sie von der NSA aufgenommen und in die USA geschickt werden. So funktioniert auch die Weiterleitung von Daten des GCHQ, der transatlantische Knotenpunkte absaugt. Als britischer Dienst ist der GCHQ aber Mitglied der sogenannten "Five Eyes“, einer engen nachrichtendienstlichen Partnerschaft zwischen den englischsprachigen Ländern Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland und NSA.

RAMPART-A

Dass weitaus mehr Staaten willfährig ihren Internetverkehr absaugen und an die NSA weiterleiten, ist durchaus überraschend. In den jetzt veröffentlichten Dokumenten ist die Rede von "mehreren Third Party Countries“, die an der Massenüberwachung im RAMPART-A-Programm teilnehmen.

Spekulationen zu österreichischer Rolle

Auch Österreich gilt als "Third Party“, schon im Herbst 2013 war über mögliche Infiltration des Internetknotenpunkts VIX, der von der Uni Wien betrieben wird, spekuliert worden. Gesicherte Beweise gibt es jedoch nicht, da die Partnerstaaten einer extrem hohen Geheimhaltung unterliegen. So könnte es sein, dass nicht einmal Snowden-Dokumente Aufklärung darüber liefern, weil Snowden selbst keinen Zugang zu diesen Unterlagen hatte.

Dänemark vermutlich Partner

Laura Poitras und die Journalisten des dänischen Dagbladet können daher nur "stark vermuten“, dass Dänemark an RAMPART-A teilgenommen hat. Durch seine geografische Lage wäre Dänemark jedoch prädestiniert: So fließen viele Daten aus Deutschland über Dänemark gen Norden, wo sich etwa Datenzentren von Google und Facebook befinden. In die andere Richtung quert Internetverkehr aus Norwegen, Schweden und Finnland dänisches Gebiet, sogar russische Daten könnten abgefangen werden.

Special Source Operations

Zuständig für die Kooperationen ist innerhalb der NSA das Special Source Operations-Team (SSO), dessen Logo einen Adler zeigt, der Fiberkabel umklammert. Das SSO verfügt über ein großes Budget: 91 Millionen Dollar war den USA laut geheimen Black Budget-Unterlagen das Datenabsaugen wert, 76,55 Millionen davon sollen in RAMPART-A geflossen sein. Das Ergebnis: Über drei Terabit an Daten pro Sekunde, veranschaulicht gemacht: 362 Millionen CD-Roms pro Tag.

Europäischer Basar

In Dänemark haben die Enthüllungen, die auf information.dk in englischer Sprache zugänglich sind, heftige Debatten über die Legitimität der Kooperation ausgelöst. Die NSA nutzt hier allerdings fehlende europäische Integration: Schon Snowden hatte auf das Prinzip eines "europäischen Basars“ hingewiesen, auf dem Daten von Bürgern unterschiedlicher Nationen getauscht werden.

So ist Deutschland etwa das Ausspionieren von Deutschen verboten, Dänemark das Ausspionieren von Dänen. Daher benutzt die NSA deutsche Daten über Dänen und dänische Daten über Deutsche und umgeht so etwaige No-Spy-Abkommen, die mit den Partnerstaaten getroffen wurden. Die NSA wollte zu den Berichten keinen Kommentar abgeben. (fsc, derStandard.at, 19.6.2014)