Rechtlich gesehen gibt es an dem Fall wenig zu kritisieren: Mehrere US-Gerichte haben in den vergangenen Jahren nacheinander befunden, dass Argentinien dem Hedgefonds NML-Capital 1,3 Milliarden US-Dollar zahlen muss. Der Fonds mag ein Spekulant der übelsten Sorte sein. Im Falle Argentiniens kaufte NML 2001 Schuldverschreibungen des südamerikanischen Landes zu einem Zeitpunkt billig auf, als längst absehbar war, dass der Staat in die Pleite stürzen würde.

Als Argentinien tatsächlich nicht mehr konnte und seine Gläubiger um eine Umschuldung bat, stellte sich NML quer und klagte auf Rückzahlung eines viel höheren Betrages. Die Klauseln in den Verträgen geben dem Hedgefonds nun offenbar mit seinem Ansprüchen recht, wie nun auch das US-Höchstgericht befunden hat. In einem Rechtsstaat ist dies zu akzeptieren.

Moralisch gesehen ist der Fall aber völlig anders gelagert. Fonds wie NML sind "free rider", die von der Vernunft anderer Investoren profitieren, die auf Ansprüche verzichten, um zumindest einen Teil ihres Geldes wiederzusehen. Mehr noch spekulieren solche Hedgefonds gegen arme Länder wie Argentinien oder in der Vergangenheit Peru, die jeden Cent gebrauchen können. Bitter nötig wäre daher ein internationales Regelwerk, dass künftig Praktiken wie jene von NML verhindert oder zumindest begrenzt. Brauchbare Vorschläge dafür fehlen bis jetzt.  (András Szigetvari, DER STANDARD, 17.6.2014)