Gera - Die Staatsanwaltschaft Gera in Deutschland untersucht, ob der spätere Terrorist des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), Uwe Böhnhardt, für den Mord an einem neun Jahre alten Buben im Juli 1993 verantwortlich ist. Das bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Jens Wörmann, der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage. Das Verbrechen an dem Kind ist bis heute nicht aufgeklärt.

Neben dem nicht mehr am Leben befindlichen Böhnhardt hält die Staatsanwaltschaft einen weiteren Mann für einen möglichen Verdächtigen in dem Mordfall. Es handelt sich um einen mutmaßlichen Unterstützer des NSU, der später geholfen haben soll, die Mordwaffe vom Typ "Ceska" zu beschaffen. Mit ihr soll das NSU-Trio Kleinunternehmer mit türkischen und griechischen Wurzeln ermordet haben.

Die Ermittlungen im Fall des ermordeten Buben seien bereits vor einigen Monaten wieder aufgenommen worden. Anlass dafür seien "verbesserte Möglichkeiten, Spuren auszuwerten", sagte Wörmann. In die Ermittlungen sei auch das Bundeskriminalamt (BKA) eingeschaltet. Böhnhardt sei schon damals kurz nach dem Auffinden des getöteten Buben am Saale-Ufer in Jena ins Visier der Ermittler geraten, aber man habe ihm nichts nachweisen können. Dasselbe gelte für den zweiten Mann.

Der Nationalsozialistische Untergrund wird für die Ermordung von neun türkisch- und griechischstämmigen Migranten und einer deutschen Polizistin in den Jahren zwischen 2000 und 2006 verantwortlich gemacht. Beate Zschäpe als einzige Überlebende des NSU-Trios ist die Hauptangeklagte im Münchner NSU-Prozess. Ihre mutmaßlichen Komplizen Böhnhardt und Uwe Mundlos erschossen sich 2011, um der Festnahme nach einem Banküberfall zu entgehen. Danach flog der NSU auf. Neben Zschäpe sind vier Männer als Mittäter angeklagt. (APA, 17.6.2014)