Jubel und Proteste liegen nahe beieinander bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft. Wo die Emotionen hochkochen, ist die Paranoia nicht weit. Noch keine Woche ist das Spektakel alt, schon gab es Montag im ARD-Morgenmagazin erste Sorge um zu wenig euphorisierte deutsche Fußballfans.Es sei mit der Begeisterung  nicht weit her, lernte man da. Zwar fuhr ein in rot-weiß-goldene Fahnentücher gehülltes Auto ("Euphoriemobil“) mit  Flatterfahnen durchs Bild.

Die ansonsten gern gezeigten Aufnahmen von Menschen mit lustigen Hüten und bunten Gesichtsbemalungen, die einander umarmen, hüpfen und in die Kamera grölen, fehlten. "Es muss aber Spaß machen“, forderte der Moderator ungnädig ein. Die befragten Landsleute wollten nicht mitmachen. Vorfreude mag hie und da vorhanden sein. Angesichts von Aussagen wie: "Da fieber’ ma scho a bissle mit“, passten aber entschieden zu wenig ins euphoriebereite Nachrichtenstudio: "Ein bisschen mehr Schwung könnte das Fußballfieber in der Breite noch vertragen.“ Bislang laufe die Stimmung jedenfalls jener vergangener Turniere hinterher.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass Deutschland erst am Abend in den Wettbewerb einstieg. Feiern lässt es sich leichter, wenn es etwas zu feiern gibt. Diesbezüglich gibt es Positives zu vermelden von den "Acarajé-Frauen“: Sie haben sich erfolgreich gegen das Fifa-Diktat gewehrt, die das nichtgesponserte Nationalgericht aus den Stadien verbannt haben wollte. Mit geeinten Kräften zwangen die Baianas den Fußballverband in die Knie. Die scharfen Bällchen dürfen gereicht werden. Und das ist im Gegensatz zu faden Fans eine gute Nachricht. (Doris Priesching, DER STANDARD, 17.6.2014)