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Der angeschlagene Hulk möchte die Partie gegen Mexiko in Fortaleza keinesfalls verpassen. "Meine Familie wird dort sein."

Foto: APA/EPA/Sayao

Fortaleza - Lustig hatten es die Brasilianer in ihrem Trainingscamp Granja Comary in Teresópolis, nur eine Autostunde von Rio de Janeiro entfernt. Superstar Neymar kam nach seinen beiden Treffern gegen Kroatien (3:1) mit blondierten Strähnen im mit Gel fast zugekleisterten Haar zu den Bewegungseinheiten. Dani Alves ergreiste seit dem Auftaktspiel, seine Frisur schimmert neuerdings silbern.

Die Anspannung bei der Seleção ist vorerst verpufft. Als hätte man nicht die Erwartungshaltung einer ganzen Nation mit dem sechsten WM-Titel zufriedenzustellen, lehnte Neymar locker lässig an der Absperrung, plauderte mit den Fans, schrieb geduldig Autogramme, posierte für Fotos. Mit dieser Leichtigkeit wollen die Brasilianer am Dienstag gegen Mexiko (21 Uhr MESZ, ORF 1) wieder dem "jogo bonito" frönen, dem schönen Spiel: Ästhetik und Effizienz statt kompromissloser Fokussierung aufs Ergebnis.

"Ich habe eine Riesenlast auf meinen Schultern empfunden, die haben wir von uns genommen", sagte Kapitän Thiago Silva von Paris Saint-Germain. "Wir können jetzt gelöster in die Partie gegen Mexiko gehen." Einzig die muskulären Probleme bei Stürmer Hulk stellen Coach Luiz Felipe Scolari vor eine Herausforderung. Der 27-Jährige von Zenit St. Petersburg, der schon im Eröffnungsspiel nicht hundertprozentig fit wirkte, musste am Sonntagvormittag zwar das Training abbrechen, er gab vor der Partie im Estádio de Futebol Castelão in Fortaleza aber Entwarnung. "Ich bin vom Nordosten, meine Familie wird dort sein. Das ist ein Match, das ich nicht verpassen will. Ich will spielen und werde bereit sein, sofern Gott nichts dagegen hat."

Dabei ist Mexiko nicht unbedingt der Lieblingsgegner der Brasilianer. Seit 1999 konnte die Seleção von 15 Partien nur vier gewinnen, achtmal musste man als Verlierer vom Platz. Unter Scolaris Vorgänger Mano Menezes verloren die Südamerikaner das Finale der Olympischen Spiele 2012 in London gegen Mexiko mit 1:2. Fünf Spieler in der aktuellen Stammelf - Thiago Silva, Marcelo, Neymar, Hulk und Oscar - standen damals ebenfalls im Kader. Die WM-Statistik unterstreicht das Ansinnen der Brasilianer auf eine zünftige Revanche: Bei den Endrunden 1950, 1954 und 1962 gewann die Seleção alle drei Partien ohne einen einzigen Gegentreffer.

Peraltas Erinnerungen

Näher liegt dem Mexikaner Oribe Peralta freilich die Erinnerung an das London-Finale. Der 30-jährige Striker hatte damals beide Treffer erzielt. Zum WM-Auftakt zeichnete er auch dafür verantwortlich, dass Mexiko zum WM-Auftakt gegen Kamerun (1:0) als Sieger vom Platz ging. Peralta arbeitet also fleißig weiter an seinem Marktwert: Sein innermexikanischer Wechsel im Mai 2014 zu Club América war mit einer kolportierten Ablösesumme von zehn Millionen US-Dollar der bislang teuerste Transfer in der mexikanischen Fußballgeschichte. "Das wird ein sehr sehenswertes Spiel", versprach Peralta vor der Partie gegen den WM-Gastgeber. "Wir wissen, wie wir gegen sie auftreten müssen. Wenn wir ihnen den Ball wegnehmen, können wir ihnen schaden."

Mexikos Trainer Miguel Herrera, ein bisweilen nicht unbedingt in sich gekehrter und schüchterner Mann, will mit El Tri nichts Geringeres als "Geschichte schreiben. Die Jungs werden auf dem Platz alles rauslassen, jeden Tropfen Schweiß, den sie haben, um das Resultat zu erzielen, das wir haben wollen". Brasilien peilt hingegen den insgesamt elften Sieg in Serie an. (krud, sid, DER STANDARD, 17.6.2014)

Gruppe A (2. Runde):

Brasilien - Mexiko (21.00 Uhr MESZ, Fortaleza, Estadio Castelao, SR Cuneyt Cakir/TUR)

Brasilien: 12 Julio Cesar - 2 Dani Alves, 3 Thiago Silva, 4 David Luiz, 6 Marcelo - 17 Luiz Gustavo, 8 Paulinho - 11 Oscar, 10 Neymar, 7 Hulk/20 Bernard - 9 Fred

Ersatz: 1 Jefferson, 22 Victor - 13 Dante, 14 Maxwell, 15 Henrique, 23 Maicon, 5 Fernandinho, 16 Ramires, 18 Hernanes, 19 Willian, 21 Jo

Fraglich: Hulk (Oberschenkelprobleme)

Teamchef: Luiz Felipe Scolari

Mexiko: 13 Ochoa - 22 Aguilar, 2 Rodriguez, 4 Marquez, 15 Moreno, 7 Layun - 6 Herrera, 23 Vazquez, 18 Guardado - 10 Dos Santos, 19 Peralta

Ersatz: 1 Corona, 12 Talavera - 3 Salcido, 5 Reyes, 16 Ponce, 8 Fabian, 17 Brizuela, 20 Aquino, 21 Pena, 9 Jimenez, 11 Pulido, 14 Hernandez

Teamchef: Miguel Herrera