Joseph S. Blatter hat seine beste WM, die kollektive Falle ist zugeschnappt. Schlechte Fußballspiele scheinen in Brasilien abgeschafft zu sein, diesbezüglich muss man sich bis zum 19. Juli gedulden, an diesem Tag beginnt die österreichische Bundesliga. Was natürlich als ganz gemeine Überspitzung interpretiert werden soll, Wiener Neustadt und Grödig sind eh super.

Es spielt keine Rolle mehr, dass Demonstranten in São Paulo von Polizisten niedergeprügelt werden, dass im Jahr 2013 in Salvador offiziell 2234 Morde registriert wurden, die Dunkelziffer weit höher liegt. Korruption, Elend, Straßenkinder, Drogenkartelle, kein Geld für Schulen und Krankenhäuser hat es auch vor der WM gegeben.

Blatter twittert, dass die Fifa hier sei, um Frieden und den Kampf gegen jede Form von Diskriminierung zu promoten. Dass zwei der drei Friedenstauben bei der Eröffnungsfeier am Stadiondach zerschellt sind, und der dritte weiße Vogel seither vermisst wird, ist ein anderes Thema. 1984 bei den Sommerspielen in Los Angeles sind andere Friedenstauben übrigens direkt ins olympische Feuer geflogen. Neymar, Robben und Pirlo sind von jeglicher Schuld freizusprechen. Schlechter kicken ist die dümmste Alternative.

Mesut Özil hat auf Facebook die 20-Millionen-Marke überschritten, fehlen 65 Millionen auf Cristiano Ronaldo, das schafft er nie. Mario Balotelli hat auf seiner Brust tätowiert: "Ich bin die Strafe Gottes. Wenn du nicht so große Sünden begangen hättest, hätte Gott dir nicht so eine Bestrafung wie mich geschickt." Der Spruch stammt von Dschingis Khan, nicht von Blatter. Wird jetzt auch noch Franz Beckenbauer begnadigt, dann ist die Welt perfekt. (Christian Hackl, DER STANDARD, 17.6.2014)