Eine Vergewaltigung sei manchmal richtig, manchmal falsch, brabbelt Babulal Gaur, Minister des Bundesstaats Madhya Pradesh. Für seinen Kollegen Ramsewak Paikra ist eine Vergewaltigung nur ein kleines Hoppala. Doch an den Wahnsinn von Abu Azmi, ranghohes Mitglied der islamischen Samajwadi Partei, reicht kein indischer Politiker heran: "Frauen, die vergewaltigt wurden, sollten bestraft werden. Frauen, die einvernehmlich Sex haben, sollten hängen."
Dass jetzt die Uno-Sonderberichterstatterin für Gewalt an Frauen, Rashida Manjoo, von der indischen Regierung öffentlich diffamiert und beleidigt wird, schreit die momentane Verachtung, den Hass auf Frauen geradezu heraus. Oder glaubt jemand, dass sich Indien ähnlich im Ton vergriffen hätte, wenn ein Mann den Bericht verfasst hätte?
Keiner der oben zitierten Herren wurde suspendiert. Sie und andere Politiker mit ähnlich kranken Ansichten zu Menschenrechten sind weiterhin im Amt. Sie verharmlosen und verhöhnen die Opfer. Premierminister Narendra Modi bittet nach Wochen des Schweigens, sie sollen sich vorerst nicht zu dem Thema melden. Das ist alles.
Ein Land, so groß und vielfältig wie ein ganzer Kontinent, hat ein massives Problem mit Gewalt, der Hass auf Frauen hat ein schockierendes Ausmaß angenommen. Die Gleichgültigkeit, mit der Indiens Politelite auf die brutalen Taten reagiert, ist eine Schande. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 16.6.2014)