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Tesla-Chef Elon Musk legt seine Elektroauto-Patente offen.

Foto: Reuters

Elon Musk hat weder Aeronautik studiert, noch hat er je in einem Raumschiff die Erde umkreist. Er saß nie in den Kommandozentralen Cape Canaverals oder Houstons, wo bis Sommer 2011 der Countdown zum Start des Spaceshuttles lief. Dass er ein Autodidakt ist, gibt er zu. Allerdings, fügt er hinzu, ein Autodidakt mit Physikdiplom - und besessen von der Erforschung des Alls, seit er als Kind im südafrikanischen Pretoria Sciencefiction-Romane verschlang.

Der 42-Jährige lässt Raketen ins All fliegen, seine Kapsel Dragon war vor zwei Jahren die erste privat gebaute, die an der Internationalen Raumstation ISS andockte. Er skizzierte einen Plan, nach dem Menschen durch unterirdische Röhren von Los Angeles nach San Francisco rasen, als Alternative zu Flugzeug und Bahn.

Zuvor steckte er Laptop-Akkus ins Heck eines Sportwagens und schuf den ersten elektrischen Roadster, der später unter dem Namen Tesla bescheidene Erfolge feierte. Und jetzt erklärt er Patente kurzerhand für überflüssig. Sie behinderten nur den Fortschritt, zementierten die Bastionen der Branchengiganten und bereicherten obendrein nur die Anwälte.

Kluger Schachzug

Sämtliche Tesla-Patente will er freigeben, was nach edler Selbstlosigkeit klingt, aber eher ein kluger Schachzug ist. Ziehen die Wettbewerber mit, produzieren sie mehr und billiger, profitierend von dem von seinen Ingenieuren gesammelten Wissen. So schafft das Elektroauto vielleicht den Sprung aus der teuren Nische. Der wahre Konkurrent ist der Verbrennungsmotor - so sieht es Musk.

Anfangs wurde der Wahlkalifornier ausgelacht, der in Südafrika aufwuchs, mit 17 in die kanadische Heimat seiner Mutter auswanderte, später an der University of Pennsylvania studierte und im Silicon Valley bei der Dotcom-Revolution mitmachte. Beim Einstieg in die Raumfahrt hatte er in der Internetsparte bereits ein Vermögen verdient. Musk war Mitgründer des Online-Bezahldienstes Paypal, 2002 kassierte er 160 Millionen Dollar, als das digitale Auktionshaus Ebay seine Firma kaufte. Den Reichtum nutzte er, um seiner Leidenschaften zu frönen.

Musk hat auch ein Händchen fürs Marketing. Der Vater von fünf Söhnen (Musk war mit Talulah Riley und Justine Musk verheiratet) weiß, wie man Zeitgenossen werbend einspannt. Sein E-Auto stand bald in den Garagen von George Clooney und Leonardo DiCaprio. Auch Late-Night-Satiriker David Letterman wollte auf das Auto nicht verzichten.

(Frank Herrmann, DER STANDARD, 16.6.2014)