Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Lage im Irak, wenn Saddam Husseins Tochter Raghad sich zu Wort meldet und von den "Siegen der Männer meines Vaters" spricht. Tatsächlich wird immer klarer, dass es der Isis (Islamischer Staat im Irak und Syrien) gelungen sein dürfte, im Irak all jene sunnitischen Gruppen - von alter Baath-Partei bis zu sunnitischen Islamisten - einzusammeln, die sich nie mit der neuen Ordnung nach 2003 abgefunden haben. Nicht umsonst kommt auch von sunnitischen Autoritäten im Irak die Ansage, dass man die Rebellen nicht einfach als "Terroristen" bezeichnen dürfe.

2007 haben diese Gruppen den Bürgerkrieg verloren; der syrische Bürgerkrieg - und die Marginalisierungspolitik des schiitischen Premiers Nuri al-Maliki - hat sie aufgeweckt; und mit der Isis haben sie wieder eine führende Kraft. Nicht klar ist noch, wo sie stehen bleiben wollen - ob sie "nur" die Sunnitengebiete "befreien" oder tatsächlich den ganzen Irak "wieder" haben wollen. Das wäre dann wohl der Moment einer iranischen Intervention.

Gewisse Teile des Irak und Syriens sind jedenfalls erst einmal weg. Vielleicht bleibt es nicht dabei: Das Vorrücken der kurdischen Peshmerga in die - von den irakischen Sicherheitskräften verlassenen - mit den Arabern umstrittenen Gebiete inklusive Kirkuk wird von manchen Kurden als Geburtsstunde ihres unabhängigen Staats bejubelt. Im Nahen Osten könnte soeben eine neue Ordnung entstehen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 14.6.2014)