Den Fußball macht zum Fußball, was auch den Menschen zum Menschen macht: das Edle und das Gemeine, der Unterschleif und der Übereifer, die Angeberei und die Ausrede, das Herbeireden und das Hintreten. Und über allem thront, wer auch auf krummen Zeilen gerade zu schreiben imstande ist. Yuichi Nishimura also im aktuellen Fall.
Der japanische Schiedsrichter des ersten Spiels der Fußballweltmeisterschaft hat Gastgeber Brasilien einen Elfmeter zum 2:1 gegen Kroatien geschenkt, das schlussendlich 1:3 unterlegen ist. Nishimura ist auf eine Schwalbe des Brasilianers Fred hereingefallen. Soll schon vorgekommen sein, so was. Soll aber nicht vorkommen, eh klar. Man unternimmt diesbezüglich alles technisch nur Mögliche. Falsche Tore oder Nichttore werden bei dieser WM schon durch ein elektronisches System verhindert, Freistoßdistanzen mit Schaumspray fixiert.
Ein bisserl erinnert das aber doch an den Versuch, den Himmel mit magischen Praktiken zu zwingen. Das Eitle daran hat mit Nishimura wieder ein markantes Gesicht bekommen. Gott - in der Puppenwelt des Kickens spielt der Schiedsrichter diese Rolle - lässt sich nichts anschaffen. Sein Ratschluss ist unergründlich. Dass es dabei um sauviel Geld geht, ist weder sein Problem noch eines der Fans. Höchstens eines der Wettenden unter ihnen. Aber die zahlen ihre Steuern ohnehin schon an die Fürsten der Welt. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 14.6.2014)