Wien - Die Reichsten vereinen einen größeren Anteil des Vermögens auf sich als bisher angenommen: Zu diesem Schluss kommt eine neue Berechnung der Europäischen Zentralbank (EZB). Ergebnis für Österreich: Die wohlhabendsten fünf Prozent der Haushalte besitzen demnach zwischen 52 und 59 Prozent des privaten Nettovermögens.

Die Daten bieten damit Unterfutter für eine hitzig geführte Debatte, die mit der geplanten Steuerreform zusammenhängt: Wie viel Vermögen konzentriert sich in der Oberschicht wirklich? Die EZB erntete für die bisher veröffentlichten Daten, die den wohlhabendsten fünf Prozent hierzulande "nur" 48 Prozent zuschrieben, Kritik von beiden Seiten: Gegner von Vermögenssteuern bekrittelten, dass es sich um Zahlen aus Umfragen, wenn auch aufwändiger Art, handelt, die Befürworter hielten die Konzentration für unterschätzt. Schließlich nehmen Superreiche, worauf auch die Studienautoren hinweisen, an solchen Befragungen ungern teil.

Verschiedene Rechenvarianten

Eine Hochrechnung der Universität Linz ließen viele Kritiker nicht gelten, zumal der Auftraggeber die politisch gefärbte Arbeiterkammer war. Doch die dem Standard vorliegende Untersuchung des Ökonomen Philip Vermeulen, die demnächst als EZB-"Working Paper" erscheint, geht von ähnlichen Dimensionen aus: Sie setzt nicht nur den Anteil der obersten fünf Prozent, sondern auch jenen des Top-Hundertstels höher an als bisher ausgewiesen: Das reichste Prozent besitzt demnach nicht bloß 23 Prozent, sondern 30 bis 41 Prozent des Nettovermögens (Schulden abgezogen).

Die Bandbreite ergibt sich aus verschiedenen Rechenvarianten. Basis sind Schätzungen nach der wissenschaftlich etablierten Pareto-Methode, auch die Milliardärsliste des US-Magazin Forbes floss in manche Varianten ein.

Von zehn genannten Staaten bescheinigen die Daten nur den USA höhere Vermögenskonzentration. Die angeführten EU-Länder - etwa Deutschland, Frankreich, Italien oder die Niederlande - hängt Österreich diesbezüglich ab. (jo, DER STANDARD, 14.6.2014)