Birte und Erwin waren eine Enttäuschung. Schließlich hatten wir Wiener Rad-Jammerer Bestätigung erwartet – und waren dann doch wieder bloß "niedlich".
Doch der Reihe nach: Das frisch pensionierte Kölner Lehrerpaar gehört zu jener Sorte Reisender, die sich Städte individuell erarbeiten will, dabei aber bestimmten – fast standardisierten – Verhaltensmustern folgt.
Wien per Gratis-Leihrad
Hop-on-Hop-off-Sightseeing praktiziert diese Klientel nicht mit fetten Bussen, sondern per Gratis-Leihrad. In Kopenhagen, Paris und Berlin ebenso wie in Valencia. Oder ebenso eben in Wien.
Super! Der Vergleich würde wohl den Wiener Suder-Kammerton treffen. Mit affirmativen Dacapos. Doch ach: "Radfahren ist hier ein Traum", legte Birte los. "Die Räder sind natürlich ein Kompromiss – aber ein guter."
Kriegt euch ein!
Aber: Radwege? Autofahrer? Rad-/Gehweg-Kombis? "Kriegt euch ein! Das klappt doch super! Wo es Sinn macht, sind die Radwege weg vom Verkehr. Und Autofahrer sind überall mühsam: Die lernen noch. Das braucht Zeit. Überall. Das gilt auch für Passanten: Die Markierungen sind ja da."
Gut hinter der Wirklichkeit
Und verschwindende Radwege? Sinnlose Kreuzungs-Umwegsysteme? "Kinder, das haben wir doch auch. Aber: Das nimmt doch keiner mehr ernst! Jeder Polizist weiß, dass es lebensfremd ist, wenn Radfahrer bei Rot ohne Querverkehr nicht rechts abbiegen." Pause. "Sagt bloß: Hier pfeifen die das? Na, da lebt ihr gut hinter der Wirklichkeit. Aber ganz ehrlich: Gerade das finden wir an euch Ösis doch so putzig." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, 13.6.2014)