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Anonymer und schneller Sex übers Handy birgt auch Gefahren.

Foto: Ahn Young-joon/AP/dapd

Noch nie war es so einfach, schnellen Sex zu haben - Smartphone-Apps wie Grindr verhelfen zu unverbindlichen Treffen in der direkten Umgebung. Das bringt aber auch Gefahren mit sich: Geschlechtsverkehr, der über mobile Dating-Apps angebahnt wurde, birgt für homosexuelle Männer ein deutlich höheres Risiko für Geschlechtskrankheiten als Sex mit Partnern, die sich im "realen Leben" - etwa in Bars oder Clubs - oder über Partnerbörsen im Internet gefunden haben. Dies zeigt eine neue Studie, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde.

Rasante Zuwächse 

Flirt- und Dating-Apps boomen. Grindr, eine der ersten und populärsten Dating-Apps für homosexuelle Männer, verzeichnete binnen eines Jahres einen Anstieg von 2,5 Millionen Nutzern (2012) auf mehr als sechs Millionen (2013). Vor allem bei jüngeren (unter 40), gut gebildeten, weißen und asiatischen Männern sind Grindr und ähnliche Apps, die mit GPS-Positionsbestimmung arbeiten, besonders populär.

Wie ältere Studien bereits zeigen konnten, lassen sich homo- und bisexuelle Männer, die sich über Internetdienste verabreden, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf ungeschützten Geschlechtsverkehr ein als Männer, die sich auf andere Weise kennen lernen. Die Leiter der aktuellen Studie wollten nun herausfinden, ob Apps wie Grindr das Infektionsrisiko oder Sexualverhalten beeinflussen. Dazu untersuchten und befragten sie 7.184 homosexuelle Männer, unter anderem auch zu Drogenkonsum - der bei den App-Nutzern generell höher war als in der Durchschnitts- bevölkerung - und dem Verwenden von sozialen Netzwerken.

Gonorrhoe und Chlamydien 

Dabei rekrutierte ein Drittel (34 Prozent) der Befragten Sexualpartner ausschließlich durch persönlichen Kontakt im "echten Leben", ebenfalls etwa ein Drittel (36 Prozent) überwiegend via Smartphone-Apps, der Rest (30 Prozent) etwa gleichermaßen aus beidem. Der Studie zufolge haben die App-Nutzer ein 23 Prozent höheres Risiko, an Gonorrhoe, sowie ein 35 Prozent höheres Risiko, an Chlamydien-Infektionen zu erkranken. Bei der Übertragung von HIV und Syphilis gab es keinen signifikanten Unterschied.

"Apps wie Grindr definieren 'Sex on demand' neu und ermöglichen es, unkompliziert anonyme Sexualpartner zu treffen. Das kann aber den unbeabsichtigten Effekt haben, Hochrisiko-Gruppen zusammenzuführen und miteinander zu vernetzen", so die Wissenschafter in ihrer Studie. Medizin und Forschung müssten diese Entwicklungen im Auge behalten, um eine möglichst zielgerichtete und effektive Prävention zu ermöglichen. (fbay, derStandard.at, 13.6.2014)