Wenn es einen Olymp im Automobilbau gibt, dann heißt der Rolls-Royce. Dennoch muss sich die exquisite BMW-Marke überlegen, wie man in die Zukunft manövriert

Mythos ist etwas, das hart erarbeitet sein will. Dem von Rolls-Royce – "Bestes Auto der Welt" – lachte aber zudem ein günstiges Geschick.

foto: rolls-royce

England regierte das halbe 20. Jahrhundert die Meere und das größte Imperium der Geschichte, gekrönte Häupter, Potentaten, Maharadschas, Hoch- und Geldadel lebten darin nach Oscar Wildes griffigem Slogan "Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden", und zu diesem Grundtimbre passten die mobilen Pretiosen aus dem Hause Rolls-Royce wie der Koh-i-Noor zu Queen Victoria.

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Dass dies englische Kronjuwel bis zur Übernahme durch BMW vor 15 Jahren fatal an Strahlkraft, an Feuer verloren hatte, ist kein Geheimnis, dass es seither bergauf geht, auch nicht.

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2013 meldete die Firma 3630 verkaufte Fahrzeuge (obwohl man bei Rolls-Royce bei Stückzahlen vornehm die Nase rümpft), das vierte Rekordjahr in Folge, seit 2010 fährt man stetig Profite ein, was vor allem der Modelle Ghost und dem Coupé Wraith (im Bild unten) zu verdanken ist. Und damit begeben wir uns zur BMW-Welt in München, entern einen Wraith, weil wir den noch nicht kennen und gern kennenlernen wollen, und gleiten durch das prachtvolle Bayernland runter nach Aschau im Chiemgau.

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Dort hat der deutsche Möbeldesigner Nils Holger Moormann aus einer mehr oder weniger Bauruine, war mal eine Bäckerei, zuletzt Jugendherberge, sein Hotel "berge" realisiert, außergewöhnlich wie ein Rolls-Royce und mit vergleichbarem Gespür für Handwerkstradition und Liebe zum Detail. Als wir dort dann also mit dem Wraith vorfahren, das berge vor uns, die Berge dahinter, drängt sich der Spruch "Das gibt der Lordschaft Berge" von selbst auf.

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Es geht vor allem um das Thema SUV. Zwar ist noch immer offen, ob Rolls-Royce Bentley nachzieht und ebenfalls ein potenziell geländefähiges Nobelgroßgerät baut, wenn, dann selbstverständlich eine halbe Etage drüber. Aber die Entscheidung falle heuer, "wir müssen auch langsam aus der Kurve kommen", erläutert Griffel.

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Entgegen der Annahme, das Fahrzeug könne auf der technischen Architektur des vor kurzem abgesegneten BMW X7 aufbauen, ist, wenn, wohl eine eigene Entwicklung angedacht. Denn auf die paar hundert Kilo, die dieses Fahrzeug mehr wöge als ein X7, wäre dessen Technik gar nicht ausgelegt. Eins sei jedenfalls klar, fährt Griffel fort.

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Dass nämlich so ein SUV, ähnlich wie das Flaggschiff Phantom, eine Space frame-Alu-Konstruktion würde. Sonst wird das auch von der Typisierung her ein Laster des Reichtums, erlauben wir uns zu ergänzen.

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Man spürt, wie schwer man sich tut, wie behutsam man herangeht an die Spreizung der Marke, an die Frage, mit welchen Modellen die exquisite Marke fit für die Zukunft gemacht werden kann. Hinsichtlich Technik sieht man da schon klarer, da wird über kurz oder lang Plug-in-Hybrid in den Fahrzeugen herumgeistern (siehe auch Kolumne Umwelt und Technik).

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Bevor ein SUV startet, kommt ein offener Wraith, 2016 ist dafür die Daumenpeilung. Die BMW-Luxusmarke erschließt sich mit dem Wraith eine ganz neue Klientel, berichtet Schoppmann – mit durchschnittlich 40 Jahren so jung wie nie, erstmals seien auch Frauen darunter. Wie man an diese Kundschaft rankommt? Unter anderem über die Verbindung mit der Oldtimerszene. "Wer ein paar E-Type zu Hause hat und einen neuen Ferrari, interessiert sich plötzlich auch für einen Wraith."

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Die Extrawünsche werden übrigens immer ausgefallener, bis hin zu in die Kopfstützen gestickten Falken, die Order kam aus dem arabischen Raum. Oder, viel zitiert, Außenfarbe à la Lippenstift der gnädigen Frau. Es gebe aber ethische Grenzen, so Griffel. "Was wir nicht machen, sind zum Beispiel Halterungen für Waffen."

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Typischer Rolls-Royce-Kunde im deutschsprachigen Raum ist der mittelständische Unternehmer, der sich einen Traum erfüllt. In Österreich kostet so ein Traum zwischen 229.275 (Ghost) und 407.550 Euro (Phantom EWB). Ohne Steuern, versteht sich.

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Günstiger gibt’s den Hauch der Ge schichte, jedenfalls visuell: Im Museum der BMW Welt München läuft bis September die Rolls-Royce- Schau Strive for perfection. Prädikat sehenswert. Aber überlaufen. 500.000 Besucher bisher. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 13.6.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: bmw